EEG soll Solar-Tracker in der Agri-PV gleichstellen
Das Problem lag in der doppelten Klassifikation der Agri-PV-Anlagen im EEG. Diese gelten nämlich laut dem bisherigen Gesetzestext nur als förderberechtigt, wenn der senkrechte Anlagentyp mindestens mit einer lichten Höhe von 80 Zentimetern und alle anderen mit einer lichten Höhe von mindestens 2,10 Metern installiert sind.
In dieser Weise unterscheidet das Gesetz de facto zwischen einerseits hochaufgeständerten PV-Anlagen, wo Ackerbau und Viehzucht sich auch unter den Modulen betreiben lässt und andererseits senkrechten PV-Anlagen, bei denen Landwirtschaft zwischen den „Solarzäunen“ Platz findet. Das Gesetz orientiert sich an den beiden normähnlichen DIN Spezifikationen (DIN Spec 91434 und DIN Spec 91492) für Agri-PV, die ebenfalls diese zwei Kategorien unterscheiden. Während allerdings die DIN Spec auch die außerhalb Deutschlands schon sehr verbreitete Zwitter-Bauform der einachsig beweglichen Modulreihen beschreibt, hatte der deutsche Gesetzgeber sie bislang schlicht ausgeblendet. Und dies, obwohl ein Trackersystem bei entsprechend hohen Pfosten die meisten Vorzüge sowohl vertikaler als auch hochaufgeständerter Agri-PV-Systeme vereint und je nach Maschinentyp sogar in beiden Extremstellungen – senkrecht und waagerecht – eine Bearbeitung der Flächen erlaubt.
EEG soll PV-Tracker integrieren
Wenn es im weiteren Gesetzgebungsverfahren bei der Formulierung des BMWK-Entwurfs bleibt, dann wird das EEG künftig auch bewegliche Solaranlagen als hochaufgeständerte Agri-PV-Anlagen miterfassen. Dazu muss einerseits die Drehachse mindesten 2,10 Meter vom Grund entfernt sein, so dass in der Waagerechtstellung diese lichte Durchfahrthöhe erreicht wird. Andererseitzs müssen die Tracker aber auch in ihrer jeweils steilsten Stellung jene 80 Zentimeter Abstand vom Boden einhalten, die das Gesetz von senkrechten Agri-PV-Anlagen als Eintrittskarte für die Förderung verlangt.
Ihren Mehrpreis können Trackersysteme nach Aussage von Branchenkennern oft durch größere und höherwertige Stromerträge aus. Darauf deutet auch ein 2023 veröffentlichtes Gutachten hin, das das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) im Auftrag des Projektierers Iliotec angefertigt hat. Bei einem Nord-Süd-Verlauf der Modulreihen verteilt sich die Solarstromproduktion gleichmäßiger über den Tag, wodurch möglicherweise auch die Chance auf höhere Stromerlöse pro Kilowattstunde besteht.
Verschiedene Optimierungsarten in der Agri-PV möglich
Nicht immer ist Nord-Süd allerdings die Richtung der Wahl. Till Skudelny, Geschäftsführer der DoppelErnte GmbH beteuert vielmehr, dass sich sein Team bei Projekten an der bevorzugten Arbeitsrichtung der Landwirte orientierten. Meist gehe es darum, dass die Modulreihen möglichst lang seien, damit die Traktoristen ihr großes Arbeitsgerät nicht so häufig wenden müssten. Skudelny verweist hier auf die guten Erfahrungen mit der fünf Jahre alten Referenzanlage, die sein Unternehmen mit Trackern von Schletter für einen Landwirt in Süddeutschland realisiert hat. Dort neigen sich die Module stets nach Süden, folgen somit weniger dem täglichen Sonnenlauf als dem jeweiligen Sonnenstand der Jahreszeiten. Im Winter erreiche diese Anlage höhere Erträge als bei nord-südlich verlaufender Trackingachse. Egal in welcher Ausrichtung, glaubt Skudelny jedenfalls, dass sich die Tracker-Anlagen gegenüber starren Bauformen für Agri-PV durchsetzen werden.
Autor: Guido Bröer | © Solarthemen Media GmbH