Stromrebell Michael Sladek ist tot
Auslöser war die Atomkatastrophe in Tschernobyl am 26. April 1986. Die Sladeks beteiligten sich an einer Elterninitiative in der Schwarzwaldstadt Schönau, die sich mit den Folgen von Tschernobyl und den daraus zu ziehenden Lehren befasste. Nach Schönau waren sie gekommen, weil Michael hier seine Hausarztpraxis eröffnen und sie sich in der kleinen Stadt eine Leben für ihre Familie vorstellen konnten.
Gegen Atomkraft, für Alternativen
Für die Sladeks stand fest: die Atomkraft muss weg. Doch die Meiler liefen weiter, einen schnellen Ausstieg gab es nach Tschernobyl nicht. Und die „Bürgerinitiative Eltern für eine atomfreie Zukunft“ arbeitete weiter. Zunächst progagierten sie das Stromsparen. Doch dann kam der nächste größere Schritt, der viel verändern sollte.
Michael Sladek war Optimist. Er war kein Freund des Anti, sondern des Pro. Menschen in Schönau konnten gegen große Stromkonzerne sein, die weiter auf Atom- und Kohlekraft setzten. Sie konnten die Zukunft ihrer Energieversorgung aber auch selbst in die Hand nehmen. Das war nicht einfach, der Widerstand der etablierten Energieunternehmen war groß. Doch am Ende schafften es die Schönauer Stromrebellen, mit einer optimistischen Pro-Haltung das kommunale Stromnetz zu übernehmen. Das war nur möglich, weil sie die Menschen in Schönau mitnehmen konnten.
Kleines Unternehmen als große Alternative
Die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) gingen dabei andere Wege als sonstige Stadtwerke. So konzentrierte sich das Unternehmen von Beginn an auf den Netzbetrieb und überließ die Produktion anderen. Kleine Blockheizkraftwerke und zunehmend erneuerbare Energien statt der üblichen Großkraftwerke sollten den Strom liefern – wobei die EWS die kleinen Produzenten mit Fördermitteln unterstützte. Ein wichtiger Leitgedanke für Michael Sladek war mit Blick auf Ökostrom, den Geldfluss richtig zu lenken. Stromkund:innen sollten die Möglichkeit haben, ihren Strom bei Unternehmen einzukaufen, die nicht in Atom- oder Kohlekraftwerke investierten.
Die EWS konnten und können sich behaupten. Sie waren erfolgreich. Und es kommt sicherlich selten vor, dass die Landeshauptstadt Stuttgart eine kleine Kommune bittet, für sie ein Unternehmen aufzubauen – in diesem Fall den kommunalen Stuttgarter Stromversorger.
Michael Sladek bliebt Hausarzt in Schönau. Doch gemeinsam mit Ursula startete er viele Initiativen zur Fortentwicklung der Bürgerenergie – durchaus auch gegen Konzerne, doch vor allem für selbstbestimmte Versorgung – und begleitete sie kontinuierlich weiter. Der freundliche Stromrebell wird uns fehlen.
Autor: Andreas Witt | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH