Landwirte sehen Agri-PV laut DLG-Umfrage als sinnvoll an
Eine Umfrage der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft e.V. (DLG) zeigt, dass die Landwirte in Deutschland die Agri-PV mehrheitlich für sinnvoll auf ihren Betrieben erachten. Das teilte die Gesellschaft im Rahmen des DLG-PraxisMonitor „Agri-Photovoltaik – aktuelle Situation in der Landwirtschaft“ sind.
Trotz hoher Energiepreise blickten demnach zwei Drittel der Landwirte grundsätzlich zuversichtlich in die Zukunft und koppelten dieses auch mit einer gewissen Risikobereitschaft. Auch das Interesse an Freiflächen- sowie Agri-PV-Anlagen ist hoch. So haben über die Hälfte der Befragten angegeben, dass sie in eine Freiflächen-PV-Anlage investieren würden. Hinzu kommt ein weiteres Drittel, das diese Entscheidung in Betracht zieht, falls auf den PV-Flächen eine landwirtschaftliche Bewirtschaftung weiterhin möglich bleibt.
Optimierung des Pflanzenbaus
Hinsichtlich pflanzenbaulicher Aspekte überwögen bei den Befragten die Vorteile. Denn sie sähen die Möglichkeit, die PV-Anlage zu Lasten des Stromertrags auf die Lichtversorgung der Pflanzen als Hauptproduktionsziel hin zu optimieren. Auch ein deutlich positiver Einfluss auf die Biodiversität sowie die Chance, die Winderosion reduzieren zu können, werden hervorgehoben. Im Gegenzug werden Nachteile in der Flächenbearbeitung mit Maschinen erwartet. Ein möglicher Beschattungseffekt oder Wetterschutz spielt bei den Befragten nur eine geringe Rolle. Allerdings seien Winzer und Obstbauern als Zielgruppe dieser speziellen Anforderung auch kaum unter den Umfrageteilnehmern vertreten.
Betriebswirtschaftliche Skepsis
Auf der betriebswirtschaftlichen Seite überwiege allerdings die Skepsis. Hier verweisen die Landwirte auf die hohen Investitionskosten beziehungsweise die höhere Priorität anderer Investitionen. Hinzu kommen ein von den Umfrageteilnehmern befürchteter hoher bürokratischer Aufwand bei gleichzeitig unsicheren politischen Rahmenbedingungen.
Hinsichtlich der Energieerzeugung und -nutzung steht weiter eine wirtschaftlich interessante Einspeisung im Mittelpunkt des Interesses. Während das Interesse an der Eigenversorgung insgesamt nicht allzu hoch ist, zeigt sich auch hier eine starke Aufspaltung in eine sehr positive beziehungsweise sehr negative Bewertung. Betriebe mit hohem Energieaufwand zum Beispiel in der Tierhaltung haben hier eine deutlich andere Sicht auf das Thema als solche, die ausschließlich Ackerbau betreiben. In der Ausrichtung wird eine Ost-West-Ausrichtung gegenüber einer Süd-Ausrichtung oder einem Tracker-System leicht bevorzugt. Die Bauformen „vertikal“ oder „horizontal“ sind den Betrieben egal – entscheidend ist auch hier die Befahrbarkeit und landwirtschaftliche Nutzung.
Prinzipiell fühlen sich die befragten Landwirte insgesamt gut bezüglich Funktionsweise, Anwendungsmöglichkeiten und Bauformen von Agri-PV-Anlagen informiert. Lücken gibt es bei neuesten Entwicklungen der Branche und sind den Befragten auch bewusst. Weitere Defizite bestehen außerdem im Bereich der rechtlichen Rahmenbedingungen und der im konkreten Anwendungsfall nötigen Schritte zum Erwerb einer Agri-PV-Anlage.
Was passiert bei Rückbau mit der Fläche?
Einzelmeinungen kritisieren ferner offene baurechtliche sowie Netzanschlussfragen. So werden mögliche Investitionen sowohl durch einen schleppenden Netzausbau als auch dadurch verhindert, dass die Kommunen teilweise die nutzbaren Flächen limitieren. Hinzu kommen Schwierigkeiten im Umgang mit den Netzbetreibern, bei der Lösung baurechtlicher Probleme und wenn es darum geht, ob die Fläche nach Rückbau einer Anlage wieder wie vorher bewirtschaftet werden darf.
Insgesamt sehen die Landwirte im Einsatz einer Agri-PV prinzipiell eine sinnvolle Möglichkeit, um die Betriebe weiterzuentwickeln, und die Produktivität zu erhöhen. Der Aussage, dass eine Agri-PV nicht in den Betrieb oder die Kommune passt, erhält deutlich seltener eine Zustimmung. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass die Stimmen derer sehr laut werden können, für die eine PV-Anlage auf landwirtschaftlichen Flächen aus Prinzip nichts verloren hat. Gerade aus Richtung der Ackerbauern lässt sich aus den Einzelmeinungen schließen, dass das Interesse dann steigen wird, wenn man sich anhand von Musterprojekten selbst davon überzeugen kann, dass Stromerzeugung und landwirtschaftliche Produktion tatsächlich nahezu störungsfrei nebeneinander existieren können.
An der Umfrage haben 125 Personen teilgenommen, darunter 78 Prozent Vollerwerbsbetriebe, mit einem deutlichen Schwerpunkt in der Größenklasse zwischen 101 und 200 ha LN (rund 1/3 der befragten Betriebe). Ein Großteil (über 77 Prozent) der Betriebe habe bereits in eine klassische Aufdach- beziehungsweise dachparallele PV-Anlage investiert. Das summiere sich in der Umfrage auf knapp 35.000 kWp – mit durchschnittlich rund 570 kWp Leistung pro installierter Anlage, bestehend zu zwei Dritteln aus monokristallinen PV-Modulen.
Quelle: DLG | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH