Insolvenz: ESS Kempfle will sich selbst sanieren und sucht Partner
Der Photovoltaik-Installationsbetrieb ESS Kempfle hat Insolvenz angemeldet. Wie das Unternehmen mitteilte, hat es dabei einen Antrag auf Eigenverwaltung gestellt. Der Insolvenzantrag betreffe ferner die Stammgesellschaft sowie drei Tochterunternehmen für Montage, Vertrieb und Technik.
Laut Geschäftsführer Wolfgang Kempfle sei bereits Mitte 2023 absehbar gewesen, dass die Neuverkäufe schleppend verlaufen. Gleichzeitig hatte das Unternehmen aus Leipheim zahlreiche Aufträge aus dem Vorjahr abarbeiten müssen. Ende 2023 starte das Unternehmen auch eine Kampagne für Crowdkapital. Trotz verschiedener Vertriebs- und Marketingmaßnahmen blieb der Umsatz jedoch hinter den gesteckten Zielen zurück. Durch die nun beantragte eigenverwaltete Sanierung mit sechsmonatigem Fortführungsplan sieht die Perspektive für die Firmengruppe wieder positiver aus.
So ist geplant, bis zum Jahresende auf 80 Beschäftigte zu schrumpfen. Betroffen sind alle vier Gesellschaften. Kerngeschäft bleibt die Photovoltaik. Pro Jahr sollen künftig 500 bis 600 Anlagen installiert werden, was einem Umsatz von 15 bis 18 Millionen Euro entspricht. Zum Vergleich: Noch vor zwei Jahren lag der Jahresumsatz bei rund 40 Millionen Euro, und es wurden 200 Menschen beschäftigt. Die nun erreichte Firmengröße sei angemessen, so Kempfle. Trotzdem arbeitet das Unternehmen an einer Fusion. Neben frischem Kapital soll zusätzliches Know-how für einen Wachstumsschub sorgen. Derzeit laufen Gespräche mit Energieversorgern.
Kempfle hat bereits einmal eine schwierige Phase gemeistert: 2009 startete der Solateur aus Bayerisch-Schwaben als Quereinsteiger in den Energiemarkt. Zwischen 2012 und 2014 folgte die erste Krise, als der Staat die Förderungen für den Kauf von PV-Anlagen strich. „Damals hatten wir Glück, dass wir noch relativ klein waren. Wir sind mit viel Eigenleistung durch diese Krise gekommen“, so Kempfle.
Als der Solarmarkt 2015 wieder anzog, profitierte Kempfle und wuchs jahrelang personell um 40 bis 50 Prozent. „Wir haben damals entschieden, dass wir ein Mittelständler werden wollen und auf Wachstum gesetzt“, sagt Kempfle. Der Markt schien auch zu Beginn des Jahrzehnts noch vielversprechend: Steigende Energiepreise, die gesellschaftliche Diskussion um russisches Gas und der Klimawandel sorgten für Nachfrage.
Zu viel Wachstum
Seit Mitte vorigen Jahres entwickelt sich der Markt laut Kempfle jedoch gegenläufig. Die Baubranche schwächelt, und viele Arbeitskräfte wechseln in die Energiebranche. Drei- bis viermal so viele Anbieter tummeln sich heute im PV-Markt. Folglich trifft ein Überangebot auf eine zu geringe Nachfrage, und der Markt bereinigt sich.
Hinzu kommen unbeständige Signale aus der Politik. Das laut Kempfle gut gemachte Solarpaket kam zu spät. „Ein Jahr früher hätte es uns sehr geholfen“, so der Unternehmer. Außerdem war die Photovoltaik-Förderung innerhalb eines Tages ausverkauft. Auch das Heizungsgesetz hat Einfluss, da die Menschen unsicher sind, ob sie eine neue Heizung oder eine Photovoltaikanlage kaufen sollen. Für Kempfle geht es nun darum, die Durststrecke zu überwinden. Denn der Energiemarkt bietet nach wie vor vielversprechende Bereiche wie Wasserstoff oder Elektromobilität. Auch der Batteriemarkt oder dynamische Strompreise gelten als Chancen.
Kempfle räumt jedoch auch eigene Fehler ein. So habe man unterschätzt, was es bedeutet, jährlich 50 neue Mitarbeiter einzuarbeiten und auszubilden. Auch das Controlling hätte besser sein können. „Und das Wachstum war zu verlockend“, so Kempfle. Aus heutiger Sicht wäre es besser gewesen, langsamer und dafür stabiler zu wachsen.
Quelle: ESS Kempfle | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH