Grüner Wasserstoff aus Rheinland-Pfalz

Die Mosel mit Hügeln und einer Burg im Hintergrund. Auf den Fluss sind Schiffe zu sehen, die an einer Anlegestelle liegen.Foto: CPN / stock.adobe.com
Rheinland-Pfalz ist ein Weinland. Doch auch und gerade an der Mosel sieht die Landesregierung Potenzial zur Erzeugung von Wasserstoff.
Rheinland-Pfalz hat eine Analyse für den Aufbau einer Wertschöpfungskette zu grünem Wasserstoff im Land erstellt. Ziel ist es, so eine Förderung der Europäischen Union zu erhalten. Derweil warnt Hans-Josef Fell vor Investitionsruinen.

Das Weinland Rheinland-Pfalz will bei grünem Wasserstoff führend werden. So hat die Landesregierung eine Potenzialanalyse in Auftrag gegeben. Sie soll ermitteln, welche Regionen sich am besten eignen.
Hintergrund ist, dass sich das Bundesland ohne das grüne Gas nicht in der Lage sieht, die angestrebte Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen. Und nur auf Importe will sich die Mainzer Energieministerin Katrin Eder dabei nicht verlassen. Außerdem gehe es darum, in Rheinland-Pfalz die eigenen Kompetenzen auszubauen, sagte sie anlässlich der Ergebnispräsentation.

Know-how ist vorhanden. So betreiben die Stadtwerke Mainz schon seit Jahren einen der größten (6 MW) mit Windstrom betriebenen Elektrolyseure in Deutschland. Chemieriese BASF bastelt ebenfalls an einer grünen Chemie unter Einsatz von Wasserstoff.

Um die besten Regionen zu ermitteln, hat die beauftragte Aachener ­Accenture Industry verschiedene Stand­ortkriterien untersucht. Neben potenziellen Orten zur Erzeugung von Solar- und Windstrom zählte die Entfernung zu Strom-, Gasnetzen und Logistikrouten dazu. Weil außerdem die Nähe zu möglichen Importpipelines für grünen Wasserstoff Punkte brachte, konnten sich der eher ländliche Westerwald und das Mosel-Rhein-Tal durchsetzen.

Chemieindustrie in Rheinland-Pfalz hat Bedarf an Wasserstoff

Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist der zu erwartende Bedarf in der Industrie. Deshalb machten zwei weitere Regionen entlang des Rheins das Rennen, wo beispielsweise die BASF ansässig ist. Verwunderlich sind die Ergebnisse laut Studienautoren nicht. Dass das Land sie mit einer tiefgehenden, „multikriteriellen Analyse“ hat ermitteln lassen, dürfte vor allem daran liegen, so bessere Chancen auf eine EU-Förderung zu erhalten.

Energieministerin Eder forderte die Branchenakteure des Landes deshalb auf, sich zu Konsortien zusammenzuschließen und „bei der EU um Fördermittel für ein Hydrogen Valley zu bewerben“. Denn das Landesbudget ist angesichts von Rezession und Schulden knapp. Eine EU-Förderung könnte hingegen dreistellige Millionenbeträge bringen. Das Bewerbungsverfahren zum Aufbau einer im EU-Vergleich relevanten Wasserstoff-Wertschöpfungskette läuft ab 2025.

Die Potenzialstudie liefert die notwendigen Schritte zur Beantragung mit. Doch Fragen der Wirtschaftlichkeit sind weitgehend draußen geblieben. Lediglich der Aspekt einer potenziellen „Zahlungsbereitschaft“ brachte Punkte.

Hans-Josef Fell: Wasserstoffprojekte können Verluste bringen

Dass aber die Zukunftsidee Wasserstoff gerade eben nicht im ökonomisch luftleeren Raum operiert, darauf wies Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group, gegenüber den Solarthemen hin. Er befürchtet, dass durch die Vielzahl politisch angestoßener Wasserstoffprojekte Steuerverluste in Milliardenhöhe verursacht werden. „Es ist nicht abzusehen, dass es einen so großen Wasserstoffbedarf geben wird, wie ihn die politischen Ziele definieren“, so Fell: „Die gesamte Wasserstoffkette von der Ökostromerzeugung über den Elektrolyseur, den Transporten bis zur Brennstoffzelle ist höchst ineffizient. Für Importwasserstoff gilt das insbesondere.“ Das führe zu hohen Kosten und Wettbewerbsnachteilen der meisten Anwendungen gegenüber Ökostrom.

„Der Markt wird sich im Wesentlichen beschränken auf die Mengen des bisherigen Industriewasserstoffs und einige neue Anwendungen wie synthetisches Kerosin und chemische Grundstoffe“, so Fell weiter. „Doch dafür braucht es kein großes Wasserstoffnetz. Am Ende wird es auf eine Analyse hinauslaufen, wo sinnvolle große Elektrolyseure am Ort der Industriewendungen den grünen Wasserstoff erzeugen.“

Und dort könnte tatsächlich Rheinland-Pfalz als bedeutender Chemie- und Petrochemie-Standort entlang des Rheins eine Rolle spielen. Die grundsätzliche Idee des Landes, sich für ein Hydrogen Valley zu bewerben, steht damit nicht im Widerspruch mit Fells Warnung. Damit bliebe die Chance erhalten, nicht nur beim Wein in Deutschland eine zentrale Rolle zu spielen.

Quelle: Oliver Ristau | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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