Meyer Burger kämpft mit hohen Abschreibungen
In seiner Halbjahresbilanz 2024 weist Meyer Burger einen Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 123,5 Millionen Schweizer Franken (CHF) aus. Im Vorjahreszeitraum waren es 43,3 Millionen CHF. Dem zugrunde liegt ein Umsatz von 48,7 Millionen CHF, etwa die Hälfte weniger als im Vorjahreszeitraum (96,9 Millionen CHF), was aber den Erwartungen entsprach. Immerhin hätten die Verkäufe um knapp 30 Prozent über dem schwachen zweiten Halbjahr 2023 gelegen, betont Meyer Burger.
Im ersten Quartal 2024 hat Meyer Burger die Modulproduktion in Freiberg, Deutschland, wie geplant geschlossen. Die Menge der produzierten Solarmodule lag daher nur noch bei 105,2 MW. Der Lagerbestand ist mit 340 MW mehr als dreimal so hoch. Im Vergleich zum Ende 2023 ist er allerdings um 25 MW gesunken – Meyer Burger hat im Berichtszeitraum also immerhin mehr Module ausgeliefert als produziert.
Die Personalkosten sind gegenüber dem Vorjahr um 3,5 Millionen CHF auf 43,7 Millionen CHF gesunken. Dabei hätten sich die Aufwände schrittweise vom Standort Deutschland nach Amerika verlagert, so Meyer Burger. Der Umzug und die Aufbauarbeiten in den Werken in den USA schlugen mit 9,4 Millionen CHF zu Buche, sodass die operativen Kosten auf 40,6 Millionen CHF stiegen.
Halbjahresbilanz 2024 zeigt drastischen Wertverlust der Solarfabriken von Meyer Burger
Das ganze Drama zeigt sich allerdings erst, wenn man die Abschreibungen einbezieht, also im Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit). Die Fabriken von Meyer Burger haben durch den mehrfachen Richtungswechsel deutlich an Wert verloren. Die Abschreibung auf Sachanlagen stieg von 12,3 auf 197 CHF – also auf das 16-fache. Diese Abschreibungen setzen sich laut Meyer Burger aus drei Bestandteilen zusammen. Erstens müssen Fertigungen, die kürzer genutzt werden, schneller abgeschrieben werden. Das schlägt mit 57,6 Millionen CHF zu Buche. Hinzu kommt eine Wertberichtigung aufgrund der Schließung der Modulproduktion in Deutschland, die mit 45,0 Millionen CHF bewertet wird. Und auch die Anlagen in den USA verlieren durch die Neuausrichtung an Wert – mit 69,9 Millionen CHF machen sie sogar den größten Teil der Summe aus.
Im Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) zeigt sich der Schaden dann in seinem vollen Ausmaß. Der Verlust hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (56,1 Millionen CHF) im ersten Halbjahr 2024 mit 321,7 Millionen CHF fast versechsfacht. Auch das leicht positive Finanzergebnis konnte den Nettoverlust lediglich auf 317,3 Millionen CHF reduzieren – im Vergleich einem Minus von 64,8 Millionen CHF im Vorjahr immer noch fast das Fünffache.
Immerhin fehlte es dank der Kapitalerhöhung im ersten Halbjahr nicht an Liquidität. Damit hätten die flüssigen Mittel zum Ende des ersten Halbjahres am am 30. Juni 2024 bei 158,6 Millionen CHF gelegen. Am 30. waren es dann noch 83,4 Millionen CHF.
Solarmodul-Produktion in den USA, Zellen und Forschung in Deutschland
Meyer Burger hat einen Plan, um bis 2026 wieder in die Gewinnzone zu kommen, der allerdings noch einige Fragezeichen beinhaltet. In Goodyear läuft seit Juni die erste Produktionslinie, die Vorbereitungen für die Inbetriebnahme der zweiten Linie laufen.
Mit dieser Fabrik will Meyer Burger seine gesamten langfristen Lieferverträge für Solarmodule erfüllen. Dafür soll die nominale Produktionskapazität von 1,4 GW voll ausgelastet werden. In Thalheim soll die Zellenproduktion bestehen bleiben, denn für den eigentlich geplanten Aufbau der neuen Zellproduktion in Colorado Springs fehlt das Geld. Das sorgt für zusätzliche Abschreibungen, denn das Unternehmen hat bereits in den Standort investiert. Den Technologiestandort Hohenstein-Ernstthal, Deutschland, will Meyer Burger ebenfalls erhalten. Alles in allem werden von den bisher 1050 Arbeitsplätzen in der Gesamtbilanz rund 200 bis Ende 2025 wegfallen, schätzt das Unternehmen. Dabei sind Neueinstellungen in den USA bereits eingerechnet – in Europa wird es also einen größeren Stellenabbau geben.
Finanzierungslücke bei Meyer-Burger in hoher zweistelliger Millionenhöhe
Um den Wertverlust in Colorado Springs zu verkraften und zugleich die neue Fabrik in Goodyear fertigzustellen, fehlt Meyer Burger allerdings noch ein „hoher zweistelliger Millionenbetrag“. Dieser könnte unter Umständen von mehreren Inhabern bestehender Wandelanleihen kommen, also dem Umwandeln von Anleihen in Aktien. Die Inhaber der Wandelanleihen hätten ihre grundsätzliche Bereitschaft hierfür signalisiert, die Verhandlungen seien fortgeschritten, heißt es. Ein Sanierungsgutachten soll zuvor noch bescheinigen, dass das frische Geld Meyer Burger tatsächlich über den Berg helfen könnte. Wenn sich alle Vorbehalte für die Finanzspritze ausräumen lassen und auch die weiteren Pläne aufgehen, kann Meyer Burger auf „einen stabilen und profitablen Geschäftsbetrieb im Jahr 2026“ hoffen.
Das Plan dafür sieht so aus: Im zweiten Halbjahr 2024 läuft in Goodyear die erste Fertigungslinie reibungslos hoch, die zweite Fertigungslinie gibt dann Ende des Jahres einen weiteren Schub. Dank bestehender langfristiger Verträge kann Meyer Burger die Solarmodule sofort verkaufen, was sich schnell in einem Umsatzplus niederschlägt.
Außerdem will Meyer Burger seinen Lagerbestand an Solarmodulen und „nicht mehr benötigte Vermögenswerte“ zu Geld machen. Der Zeitpunkt ist allerdings ungünstig – eine Modulschwemme drückt die Preise für Solarmodule und mehrere Unternehmen haben den Bau neuer Solarfabriken gecancelt oder aufgeschoben.
Ab 2026 will das Unternehmen dann bei voller Auslastung jährlich 1,4 GW Solarmodule produzieren. Das soll einen Umsatz von 350 bis 400 Millionen CHF und ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibung (Ebitda) von 70 Millionen CHF bringen.
Dafür muss allerdings nun alles rund laufen – und das auch noch schnell, räumt das Unternehmen ein. „Es gibt keine Garantie, dass dies möglich sein wird oder zu Bedingungen, die für Meyer Burger und ihre Aktionäre attraktiv sind“, ist der deutliche Abschlusssatz der Ad-Hoc-Mitteilung zur Halbjahresbilanz 2024.
Quelle: Meyer Burger | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH