Solarwatt setzt auf Milliardenmarkt Sektorenkopplung
Die Solarwatt GmbH hat sich endgültig aus der eigenen Produktion von Solarmodulen und anderen Photovoltaik-Komponenten verabschiedet. „Die Option für einen Wiedereinstieg ist nicht realisitisch“, sagte Benjamin Frank, CEO und CFO des Unternehmens. Eine wettbewerbsfähige Produktion in Europa lasse sich auf Sicht kaum darstellen. Stattdessen will das Unternehmen mit reduzierter Belegschaft den Wachstumsmarkt der Sektorenkopplung erschließen. „Wir wandeln uns von einem Industrieunternehmen zum Lösungsanbieter“, so Frank bei der Vorstellung des neuen Geschäftsmodells. Solarwatt stehe jetzt für Sektorenkopplung und biete ein Portfolio an Hardware-Produkten an zur Optimierung von Erzeugung und Verbrauch des Solarstroms für Haushalts- und kleinere bis mittlere Gewerbekunden. Mit „Solarwatt Home“ will Frank „Sektoren wie Strom, Wärme und Mobilität zusammenbringen und Solarstrom vom Hausdach intelligent mit dem Stromnetz verbinden“. Solarwatt hatte Ende April einen Fertigungsstopp bei PV-Modulen verfügt.
Das „Solarwatt Home“-Portfolio besteht laut COO Peter Bachmann aus eine Reihe aufeinander abgestimmter Produkte. Die neuen Solarwatt-Solarmodule setzten auf TopCon-Technologie und böten bis zu 450 Watt Spitzenleistung mit 30-Jahre-Garantie. Dazu geselle sich ein neuer Wechselrichter für Anlagen im Bereichvon 3 bis 15 Kilowatt PV-Leistung sowohl in dreiphasiger als auch einphasiger Ausführung. Letztere vor allem für Märkte wie Italien und Großbritannien. Ferner bietet Solarwatt einen modularen Hybridspeicher zwischen 5,2 und 182 Kilowattstunden (kWH) Leistung an, zwei neue Wallboxen sowie ein Energiemanagementsystem in zwei Ausführungen – für den Sicherheitsschrank und außerhalb. Auch Wärmepumpen zählen zum Angebot.
BMW designt die Batterie für Solarwatt
Zur Seite stehen Solarwatt drei Kooperationspartner: BMW beim Design der Batterie, Stiebel Eltron bei der Wärmepumpe und Kiwigrid für das Energiemanagement. BMW-Großaktionär Quandt ist auch Gesellschafter bei Solarwatt. Der „Launch“ erfolge zeitgleich in zehn europäischen Ländern. Die Dresdener sehen vor dem Hintergrund der EU-Klimaschutzpolitik in vielen Staaten großes Potenzial. Frank bezifferte das künftige Marktvolumen für die Sektorenkopplung auf 100 Milliarden Euro. „Das ist das Sechsfache des reinen PV-Marktes“, sagte er.
Im Zuge der Neuausrichtung muss das Unternehmen seine Belegschaft von 850 auf 350 Mitarbeitende reduzieren. Rund die Hälfte der wegfallenden Arbeitsplätze entfällt dabei auf die Produktion. Künftig seien 100 Mitarbeitende in der Beratung, 160 in der Installation, 20 im Service und 70 im sonstigen Geschäft tätig.
Die Produkte werden überwiegend in Asien hergestellt, sagte Bachmann. Dabei setze Solarwatt auf die Grundkonzepte der jeweils ausgesuchten Auftragsfertiger. Diese habe Solarwatt dann für das eigene Konzept angepasst. Ein Produkteinkauf in Europa sei dagegen kaum möglich. Es gebe keine ausreichend großen aktiven Produktionskapazitäten etwa bei PV-Modulen. Dass Solarwatt aber trotzdem beispielsweise bei den Modulen mit einer erheblich besseren CO2-Bilanz wirbt als im Durchschnitt des Marktes, erklärt Bachmann. „Wir haben uns die Anbieter in Asien genau angeschaut. Wir haben uns gefragt: Wo kommen die Zellen her, die Ingots und wo das Silizium?“ Er habe sich persönlich Arbeitsbedingungen in den Minen angeschaut. Es gebe Fabriken, die komplett auf Photovoltaik als Betriebsstrom setzten.
Im Zuge der Neuausrichtung erwartet Solarwatt-Chef Frank einen deutlichen Rückgang des Umsatzes von 300 Millionen Euro auf 130 Millionen Euro. 2025 soll dieser auf 150 Millionen Euro ansteigen.
Quelle: Oliver Ristau | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH