1Komma5° gliedert KI-Geschäft in Tochterfirma Heartbeat aus

Luftbild zeigt Einfamilienhäuser, dazwischen bunte leuchtende Verbindungen - Symbol für virtuelles Kraftwerk und Heartbeat AI von 1Komma5°Illustration: 1Komma5°
Im Schwarm können dezentrale Energiesysteme effizient zusammenarbeiten.
Das Hamburger Energie-Start-up 1Komma5° hat seinen KI-Geschäftsbereich in das Tochterunternehmen Heartbeat ausgegliedert.

Die Ausgliederung des KI-Geschäfts begründet 1Komma5° mit der hohen Nachfrage nach Lösungen für Bestandsanlagen, die nicht von 1Komma5° installiert wurden, sowie mit dem für 2025 geplanten breiten Smart-Meter-Rollout. In das neue KI-Tochterunternehmen mit dem vollständigen Namen „1Komma5° Heartbeat GmbH“ will 1Komma5° in den nächsten drei Jahren 100 Millionen Euro investieren.

Die Leitung der Heartbeat werden CTO Barbara Wittenberg und CPO Jannik Schall übernehmen. Zu dem Unternehmen sollen sämtliche bisherige Software-Angebote gehören. Diese will Heartbeat um Schnittstellen erweitern, die eine Kopplung mit Batterien, Ladeinfrastruktur, Wärmepumpen und Klimaanlagen anderer Hersteller erlauben. Das soll sowohl in der Neuinstallation als auch im Bestand neue Möglichkeiten schaffen.

Bereits 2025 erwartet 1Komma5° für das KI-Geschäftsfeld der neuen Heartbeat einen Software-as-a-Service-Umsatz im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Das Geschäft soll wachsen, sowohl durch das Einbinden von Systemen mit fremder Hardware als auch in zusätzlichen Ländern. Zuletzt startete der Verkauf in Schweden, Dänemark und den Niederlanden.

Dynamische Optimierung im Strommarkt soll Eigenverbrauchsoptimierung ablösen

Heartbeat AI ist das technologische Kernstück von 1Komma5°. Die künstliche Intelligenz optimiert das Zusammenspiel der angeschlossenen dezentralen Energiesysteme – bisher sind es 40.000. Je nach Strombedarf der Kunden, eigener Erzeugung und Situation am Strommarkt steuert die KI dafür Batterien, Wärmepumpen und Wallboxen. So werden die dezentralen Anlagen zu einem virtuellen Kraftwerk. Laut 1Komma5° bringt diese Optimierung den Kundinnen und Kunden „erhebliche Kosteneinsparungen“.

Die finanziellen Vorteile sollen nun noch größer werden – 1Komma5° steigt in den Intraday-Handel ein und will damit nun sogar Erlöse für die Kunden bieten. Bis zu 1.000 Euro jährlich sollen sich auf diese Weise verdienen lassen. „Dieses Feature führt in Kombination mit der Day-Ahead-Optimierung zu einem massiven Vorteil – der klassische Eigenverbrauchsspeicher, wie ihn bis heute 99 Prozent aller Kunden in Deutschland nutzen, wird dadurch abgelöst”, sagt Jannik Schall, Mitgründer und Chief Product Officer bei 1Komma5°. Auch im Vergleich mit den auf die Marktoptimierung ausgelegten Großspeichern sieht Schall Vorteile. Zum einen seien die Systeme in dem virtuellen Kraftwerk bereits vorhanden, zum anderen lasse sich zusätzlich die Flexibilität aus Elektroautos und Wärmepumpen einbinden.

Netzdienlicher Betrieb des virtuellen Kraftwerks steht noch aus

Bisher orientiert sich die Regelung ausschließlich am Markt, nicht am Stromnetz – auch wenn 1Komma5° wie beinahe alle Energiemangement-Anbieter gern das Wort „netzdienlich“ verwendet. Das Bereitstellen von Regelenergie zur Frequenzhaltung im Übertragungsnetz ist mit Heartbeat bisher nicht möglich, soll aber noch folgen. In Skandinavien durchlaufe man gerade die Präqualifikation für die Bereitstellung von Regelenergie, heißt es von 1Komma5°. Wie sich bei anderen Firmen wie Sonnen zeigte, kann die Präqualifizierung für Regelenergie sehr langwierig sein.   

Gerade angesichts der Vielfalt der Stromsysteme in den verschiedenen Ländern soll die KI Vorteile bieten. „Das Heartbeat AI Set-up ermöglicht es uns, alle verfügbaren Geschäftsmodelle mit allen relevanten Systemen gleichzeitig abzubilden“, sagt Schall. Das bringe „massive Kostenvorteile“ für die Kunden und helfe zugleich, die letztlich von allen Verbrauchern zu tragenden Kosten für den Netzausbau zu senken. Auf sich immer wieder ändernde Regeln im Stromsystem will 1Komma5° mit Software-Updates reagieren.

Ein Knackpunkt ist bei 1Komma5° wie bei allen dynamischen Systemen der Smart-Meter-Rollout. Die grundzuständigen Messstellenbetreiber – in der Regel die Stromnetzbetreiber – kommen dabei nicht hinterher. Sie sind gesetzlich verpflichtet, die Smart Meter zu preisgünstigen Konditionen anzubieten, doch die Wartezeiten sind oft sehr lang. Wettbewerbliche Messstellenbetreiber können oft schneller liefern. Sie erheben aber deutlich höhere Gebühren. Auch 1Komma5° kündigt an, 500.000 Smart Meter in Haushalten in Deutschland installieren zu wollen. Die Installation soll kostenlos sein. Zu den laufenden Gebühren macht das Unternehmen in der Pressemitteilung keine Angaben.

Quelle: 1Komma5° | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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