PV Austria: Zukunftsagenda für forcierten Photovoltaik-Ausbau
„Die Sorge vor dem Gaslieferstopp durch die Ukraine zeigt, wie unsicher und verletzlich die österreichische Energieversorgung eigentlich ist“, sagt Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von Photovoltaic Austria. „Wir müssen raus aus diesen Abhängigkeiten. Die Menschen und die Wirtschaft brauchen auf Perspektive auch wieder stabile Strompreise. Die einzige Chance dafür ist der Ausbau erneuerbarer Energie. Dafür benötigen wir einen klaren und stabilen Kurs. Dieser Kurs muss über Legislaturperioden hinweg halten und darf nicht davon abhängig sein, welche Partei gerade in der Regierung ist, oder auf der Oppositionsbank sitzt.“ Immerhin schaffe die PV-Branche mit dem Jahressoll von 2 Gigawatt mindestens 3,3 Milliarden Euro Umsatz, 1,6 Milliarden Euro an heimischer Wertschöpfung und rund 10.000 Arbeitsplätze in Österreich.
Im dritten Quartal 2024 ist laut PV Austria der Photovoltaik-Ausbau in Österreich 38 Prozent geringer ausgefallen als im Vorjahresquartal. Um den Trend nicht zu verstärken, müsse die Mehrwertsteuersenkung für kleinere PV-Anlagen auch über 2025 hinaus fortgesetzt werden, fordert der Branchenverband. „Österreich fördert fossile Energie jedes Jahr mit 5,7 Milliarden Euro“, sagt Vera Immitzer, Geschäftsführerin von PV Austria. „Davon fließt praktisch jeder Euro ins Ausland. Jetzt so zu tun, als würden die 200 Millionen Euro an Steuerkürzung für kleine PV-Anlagen das Land an den Bettelstab bringen, ist lächerlich. Wenn die Rahmenbedingungen und die Förderungen stimmen, ist Photovoltaik der schnellste und sicherste Weg in die Energiewende und auch der einzige, den die Bürger:innen selbst gehen können. Ein Förderstopp wäre jetzt Gift für den PV-Ausbau. Was wir brauchen sind klare Förderverhältnisse und zielgerichtete Förderungen.“
Mehr an Steuern und Abgaben als für den Netzausbau
Ab Januar 2025 sollen die Stromrechnungen für Unternehmen und Haushalte in Österreich deutlich steigen. Ein Blick auf die dann höheren Stromrechnungen zeigt laut PV Austria, dass für den bezogenen Strom und für Steuern und Abgaben deutlich mehr zu zahlen ist als für den Netzausbau. „Bisweilen hört man ja, dass die Erneuerbaren Schuld sind an den höheren Stromrechnungen“, sagt Immitzer. „Diesen Schuh ziehen wir uns aber wirklich nicht an. Erstens würden die Netzkosten weniger steigen, wenn nicht manche das E-Wirtschaftsgesetz blockiert hätten. Zweitens müssen die Netze ohnehin ausgebaut werden – die Hälfte der Kosten sind Regelinvestitionen. Und drittens macht die Steigerung der Netzentgelte für einen typischen Haushalt 70 Euro im Jahr aus – das ist weniger als eine Tankfüllung und das muss der Netzausbau, als Rückgrat für den Wirtschaftsstandort, wert sein.“
Fünf-Punkte-Zukunftsagenda
Die Zukunftsagenda für einen forcierten Photovoltaik-Ausbau in Österreich stützt sich auf fünf Punkte:
Bekenntnis zu neuen Energiesystem für mehr Planungssicherheit
- Verbindlicher Ausbauplan für erneuerbare Energien von zwei Gigawatt pro Jahr
- Langfristige Senkung der Mehrwertsteuer für Photovoltaik-Systeme (unter 35 kW Leistung) und Stromspeicher
- Planbarkeit bei Gesetzen und Förderungen von zumindest zwei Jahren im Voraus
Optimierte Netze und Netzausbau
- Der Beschluss eines modernen Elektrizitätswirtschafts-Gesetzes (ElWG)
- Der flexible Netzzugang mit dynamischer Einspeisung macht es möglich, dass bei geringer Netzauslastung mehr eingespeist wird
- Die technologie-spezifische Ausweisung von freien Einspeisekapazitäten
- Bündelung von unterschiedlichen erneuerbaren Erzeugungs- und Speicheranlagen an einem Netzanschluss
- Bereitstellung eines Infrastrukturfonds für den Netzausbau und solidarische Kostenteilung durch eine bundesweite Umlage
Raum für Sonnenstrom durch aktive Energieraumplanung
- Energieraumplanung durch die Bundesländer mit Festlegung von Beschleunigungsgebieten für Photovoltaik-Projekte
- Verankerung der Energiewende als überragendes öffentliches Interesse
- Transparente Flächenausweisung mit jährlicher Evaluierung der Flächennutzung
- Ökologisierung des Finanzausgleichs
Start der Flexibilitätsrevolution
- Gezielte Anreize für den Ausbau von Stromspeichern durch Förderungen für Private und Unternehmen
- Beseitigung der Doppelbelastung von Stromspeichern
- Mehr Angebot an dynamischen Stromtarifen und Schaffung flexibler Netztarife
- Rechtliche Klarheit für die Nutzung von Smart Meter-Daten durch Netzbetreiber
- Einrichtung einer österreichischen Flexibilitätsplattform und Aggregatorlösungen
Weg mit dem Genehmigungs-Wirrwarr
- Vereinheitlichung von Gesetzen und beschleunigte Verfahren
- Umsetzung der Photovoltaik-Verpflichtungen gemäß EU-Gebäuderichtlinie
- PV-Verpflichtung für neuerrichtete Parkplätze ab zehn Stellplätzen
- PV-Tauglichkeits-Check für öffentliche Gebäude
Quelle: PV Austria | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH