Strategie der DAH-Gruppe: Biomethan statt Biogas
Die DAH-Gruppe setzt auf Biomethan statt Biogas. Um seine Biogasanlagen sukzessive auf das nachhaltige Gas umzustellen, hat das Agrar- und Bioenergieunternehmen von einem Bankenkonsortium um die bundeseigene KfW-Ipex ein Kreditvolumen von 220 Millionen Euro erhalten. Das Geld soll außerdem dazu dienen, Biomethan-Anlagen zu akquirieren und das Geschäft deutschlandweit auszudehnen. Bisher ist die DAH mit ihren 23 Biogasanlagen (installierte elektrische Leistung 55 Megawatt) ausschließlich in Ostdeutschland aktiv.
Biomethan unterscheidet sich von Biogas durch einen wesentlich höheren Methangehalt. In Biogas ist ein höherer Anteil Kohlendioxid enthalten. Bei der Aufbereitung von Biogas zu Biomethan wird das Kohlendioxid zu einem großen Teil entfernt. Damit steigt auch der Energieinhalt von Biomethan im Vergleich zu Biogas und es kann Erdgas direkt ersetzen. Allerdings ist ein weiterer Verfahrensschritt erforderlich, um aus Biogas Biomethan zu machen.
„Wir haben bereits acht Anlagen auf Gaseinspeisung umgestellt, und drei weitere folgen kurzfristig“, sagte DAH Co-CEO Stefan Jost. Danach will das Unternehmen von Fall zu Fall entscheiden, ob und wann die Anlagen umgerüstet werden. Das schließt einen vorzeitigen Abschied von der Biogasverstromung nach EEG ein. Die verbleibenden Anlagen sind laut Jost jünger als 15 Jahre, haben also noch mindestens fünf Jahre Anspruch auf die gesetzliche Einspeisevergütung.
EEG-Regime wird für Biogas unattraktiv
„Die aktuellen Ausschreibungsverfahren machen das EEG-Regime Jahr für Jahr unattraktiver“, so Jost. Für Biomethan gebe es dagegen mehrere Optionen. Neben der Wärmeversorgung und der Industrie sei das vor allem der Kraftstoffmarkt.
Zum Hintergrund: die Mineralölindustrie muss ihren CO2-Ausstoß Jahr für Jahr senken und hat dafür verschiedene Erfüllungsoptionen. Biomethan zählt dazu. 2024 liegt die Treibhausgasminderungs-Quote bei 9,35 Prozent. Sie steigt stufenweise auf 25 Prozent im Jahr 2030. Allerdings war es in den letzten Jahren zu erheblichem Missbrauch bei den Quoten gekommen. So gibt es eine Vielzahl von Betrugsvorwürfen zu falsch deklarierten Projekten insbesondere in Asien, die in Deutschland zur Anrechnung kamen (vgl Sth 579).
Die Folge waren stark sinkende Preise und Insolvenzen von Handelsunternehmen. Laut Jost dürfte die aktuelle Lage aber vorübergehenden Charakter haben. „Zur Zeit gibt es Verwerfungen wegen der Fülle an unberechtigten Nachweisen zur Anrechnung auf die THG-Quote. Wenn man das aber künftig ausschließt, bleibt Biomethan ein attraktiver Markt.“
Novelle der Bundesimmisionsschutzverordnung
Tatsächlich hatte das Bundeskabinett Mitte November eine Novelle der geltenden 38. Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV) beschlossen, die dem Umstand umfangreicher Betrugsfälle rund um THG-Quotenprojekte Rechnung tragen soll. Demnach dürfen sogenannte Übererfüllungen der THG-Quote kurzfristig nicht mehr in die Folgejahre übertragen werden. So meldeten die Marktteilnehmer 2022 rund 3,4 Millionen Tonnen CO2 mehr zur Anrechnung auf die THG-Quote an, als der Gesetzgeber forderte. Das überstieg laut Bundesumweltministerium die Minderungsverpflichtung um rund 24 Prozent.
Nach der Entscheidung der Bundesregierung haben sich die Preise laut Branchenangaben stabilisiert. Die DAH sieht sich ohnehin nicht direkt vom Preisverfall betroffen. „Wir haben in der Vergangenheit unsere Biomethan-Mengen langfristig vermarktet zu auskömmlichen Preisen.“ Deshalb sorge der Preisverfall auch nicht für ökonomische Probleme. „Wir schreiben auch dieses Jahr wie in den Vorjahren schwarze Zahlen“, so Jost.
Gülle statt Mais
Ein Vorteil für das Unternehmen sei außerdem, dass es als Agrarunternehmen rund 20.000 Hektar an landwirtschaftlichen Flächen selber bewirtschafte. Dort baue die Gruppe rund die Hälfte der benötigten Inputstoffe selbst an. „Das schützt uns ein Stück weit vor kurzfristigen Preisschwankungen bei Substraten.“
Klar ist aber, dass DAH seine Einsatzstoffe zur Produktion nachhaltigen Biomethans anpassen muss. Statt Mais wie bisher in vielen Biogasanlagen sehen die Nachhaltigkeitsanforderungen für Biomethan eine Produktion aus Reststoffen vor wie Gülle und Mist. Jost kündigte an, diese Umstellzungen vornehmen zu wollen.
Daneben will das Unternehmen die Entwicklung von Freiflächen-Photovoltaik als weiteres Standbein ausbauen.
Insgesamt sieht Jost in Biomethan ein langfristig ertragreiches Geschäftsmodell und fasst auch die Expansion in das europäische Ausland ins Auge. Schließlich plant die EU einen erheblichen Ausbau der Biomethanerzeugung in der Union. Offensichtlich will die DAH dabei ein Wörtchen mitreden.
Autor: Oliver Ristau | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH