Ausblick auf die Photovoltaik-Preise im Jahr 2025: aus der Vergangenheit nichts gelernt?

Zwei Hände halten eine Kristallkugel mit Fragezeichen. Symbol für unsichere Situation in Bezug auf Photovoltaik-Preise.Illustration mit Hilfe von KI erzeugt von: ABIDZAR ALFAREZ /stock.adobe.com
Wie sich die Nachfrage für Solarmodule 2025 entwickelt, ist bisher nicht abzusehen.
Das Jahr 2025 könnte steigende Preise für PV-Module bringen. Martin Schachinger, Geschäftsführer von pvXchange, erläutert in seinem Gastbeitrag, welche Fehler aus dem Jahr 2013 sich nicht wiederholen dürfen.

Im letzten Monat des Jahres mussten die Werte im Modulpreis-Index abermals ein wenig nach unten korrigiert werden, aber die Kurven flachen merklich ab. Die Preise für alle Klassen von Photovoltaik-Modulen lassen kaum noch Luft nach unten. Offenbar gibt es aber noch Lagerbestände bei Herstellern und Händlern, die unbedingt vor dem Jahr 2025 noch raus müssen, um aus den Büchern gestrichen werden zu können. Man möchte mit möglichst leeren Lagern ins neue Jahr starten. Daher kursieren weiterhin Angebote mit absurden Kampfpreisen, die schon lange nichts mehr mit dem wahren Wert der feilgebotenen Ware zu tun haben. Ob diese Strategie so schlau ist, werden wir spätestens in ein paar Wochen sehen, wenn der Markt nach der Weihnachtspause wieder anzieht.

Steigende Photovoltaik-Preise im ersten Quartal 2025 erwartet

Die Installateure und Projektierer nehmen die Schnäppchenangebote dankend an. Wer es sich leisten kann und noch freie Lagerplätze findet, deckt sich nochmals ordentlich mit preiswerten Modulen ein. Möglicherweise ist es die letzte Gelegenheit, noch zu diesen absoluten Tiefstpreisen einzukaufen. Alle Zeichen stehen auf Preisanstieg im ersten Quartal des kommenden Jahres. Wie hoch dieser ausfallen wird, hängt von zwei Dingen ab. Einerseits, ob zwischen den chinesischen Herstellern offenbar abgesprochene künstliche Verknappung der Exportmengen tatsächlich an breiter Front umgesetzt wird, andererseits von der sich in den kommenden Monaten einstellenden Nachfrage im europäischen Markt. Geht diese zu deutlich zurück, greift auch keine Verknappung und die Preise bleiben im Keller.

Politische Unsicherheit bremst Photovoltaik-Markt in Deutschland

Warum aber ist zu befürchten, dass der Bedarf an Photovoltaikkomponenten im ersten Quartal rückläufig sein wird? Nun, jetzt kommen wir zur Behandlung der im Titel gestellten Frage: Werden dieselben Fehler etwa immer wieder gemacht? Eine Kaufzurückhaltung bei Endkunden wie Hausbesitzern, Gewerbetreibenden und Investoren stellt sich immer dann ein, wenn Unsicherheit über zukünftige Rahmenbedingungen im Markt gesät wird oder bereits existiert. Genau in so eine Situation drohen wir aktuell wieder hineinzugeraten. Ein in Deutschland bereits auf Hochtouren laufender Wahlkampf, bei dem sich einige Politiker mit unreflektierten Aussagen zu den zukünftigen Energiemarkt gegenseitig überbieten, nur um billige Wählerstimmen einkassieren zu können, ist da genauso wenig hilfreich wie die Regierungskrisen in Frankreich und anderen europäischen Ländern. Auch der zunehmende Druck aus den USA im Hinblick auf eine beschleunigte, kostenintensive Militarisierung wird wenig dazu beitragen, dass die dringend notwendigen (Förder-)Maßnahmen für den weiteren Umbau der Energiewirtschaft schnell weiter ausgearbeitet werden und in Kraft treten können.

Erinnerungen an den Markteinbruch von 2013

Wenn aber der potenzielle Anlagenbetreiber fürchten muss, in Zukunft für sein Engagement im Photovoltaik-Bereich eher bestraft als belohnt zu werden, wird er seine Investition überdenken und sein Geld zurückhalten oder anderweitig ausgeben. In einer ähnlichen Situation befanden wir uns bereits im Jahr 2013, ebenfalls ein Wahljahr in der Bundesrepublik. Nach drei sehr erfolgreichen Jahren mit für damalige Verhältnisse sehr hohen Photovoltaik-Zubauzahlen trat man seitens des Wirtschafts- und des Finanzministeriums auf die Bremse, um die vermeintlich überbordenden Kosten für die Energiewende zu dämpfen und die Volkswirtschaft zu entlasten. Das Ergebnis war ein drastischer Rückgang der Nachfrage und damit der Installationszahlen, gefolgt von einem Kahlschlag in der Solarindustrie.

Protektionismus sorgte für mehr Schaden als Nutzen

Auch damals fürchtete man sich bereits vor eine Dominanz Chinas und folgte der Initiative einiger europäischer Modul- und Zellhersteller – seitens der EU-Kommission wurden Strafzölle für Zellen und Module ins Spiel gebracht. Diese Diskussion führte letztlich zu einem Kompromiss und einer Einigung mit den betroffenen asiatischen Herstellern. Man führte die berühmt-berüchtigten Mindestimportpreise beziehungsweise Importmengenbeschränkungen ein. Dass diese Maßnahmen der europäischen Solarindustrie letztlich mehr geschadet als genützt haben, wissen wir spätestens seit der Insolvenz des damaligen Hauptakteurs in der ganzen Abschottungsdiskussion – des deutschen Herstellers SolarWorld. Viele der ehemaligen Mitarbeiter wechselten später zu Meyer-Burger und bliesen wieder ins selbe Horn. Zum Glück wurde das Konzept der Strafzölle auf asiatische Solarprodukte zumindest in Europa bisher nicht aufgewärmt – komplett vom Tisch ist es wohl noch lange nicht.

Joint Ventures mit chinesischen Firmen als Chance

Vielversprechender als Importbeschränkungen scheinen da schon eine (freiwillige) Preisuntergrenzen und Exportbeschränkungen seitens der chinesischen Wirtschaft selbst zu sein. Dies könnte auch eine große Chance für ein Erstarken der europäischen Solarwirtschaft werden, wenn die Politik es nicht wieder verbockt. Es könnten Anreize geschaffen werden für Joint-Ventures mit den großen chinesischen Produzenten, so dass diese sich dauerhaft innerhalb der EU ansiedeln – alleine oder noch besser mit entsprechend starken Partnern aus Forschung und Wissenschaft, sowie aus dem Kreise der noch existierenden lokalen Unternehmen. Regionale Wertschöpfung und kurze Transportwege zu den Abnehmern der Solartechnologie müssen sich wieder lohnen, dann ergibt sich der Rest von selbst.

Das EEG bleibt als Back-up weiter nötig

Erneute Diskussionen über eine Abschaffung des EEG sind jedoch Gift für die positive Entwicklung der Erneuerbare-Energien-Branche. Zu wichtig ist dieses Instrument noch für die Planungssicherheit der Banken und Investoren, es stellt noch immer das Rückgrat jeglicher Finanzierung größerer Vorhaben dar. Ob und in welchem Maße es überhaupt in Anspruch genommen wird, soll jeder auf Basis der ökonomischen Gegebenheiten des einzelnen Projekts selbst entscheiden können. Ohne dieses Back-up jedoch wäre so manches vielversprechende Großprojekt im Vorhinein schon zum Scheitern verurteilt, weil die langfristige Perspektive zur Refinanzierung fehlt.

Chancen der Dezentralisierung nutzen

Auch darf die Chance, die Kosten der Transformation durch Dezentralisierung nicht weiter explodieren zu lassen, nicht verspielt werden. Aktuell wird hier wieder das Schreckgespenst der ausufernden Kosten und damit der Nicht-Finanzierbarkeit an die Wand projiziert. Gleichzeitig versuchen sich fast alle größeren Energiekonzerne die Großspeicherthematik unter den Nagel reißen, um nicht dort auch noch ihre Monopole zu verlieren. Die Kosten dafür würden dann aber möglichst wieder auf die Allgemeinheit abgewälzt.  Dabei könnte man mit geeigneten Regeln und gezielt eingesetzten Förderprogrammen eine ähnliche Dynamik im freien Markt erzeugen, wie dereinst bei den reinen Photovoltaik-Projekten. Konzepte für den Bau und Betrieb von mittlere und großen Energiespeichersystemen sind aktuell extrem im Trend bei Start-Ups und in der Investorenriege.

Im Deutschland wird es noch eine Weile dauern, bis eine neue Regierung gebildet und im Amt ist, neue Regierungsprogramme durchgesetzt sind und wieder mehr Planungssicherheit herrscht. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Prozess nicht allzu lange dauern wird, so dass in der Zwischenzeit nicht noch viele weitere Unternehmen auf der Strecke bleiben. Auch dürfen die Destruktiven, rückwärtsgewandten Kräfte nicht die Oberhand gewinnen – so manch absurde Forderung zur Reaktivierung der Atomkraftwerke muss Wahlkampfparole bleiben und schnell wieder eingemottet werden. Könnten wir die ganze heiße Luft, die aktuell wieder verbreitet wird, in Strom und Wärme umwandeln – die CO2-freie Energieversorgung wäre erst einmal gesichert!

Quelle: pvXchange | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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