Solarrecycling: Silber ist der Clou bei Solar Materials

Silberpellets in einer Hand. Symbolbild für Silber als wertvollen Rohstoff.Foto: fotomovo/stock.adobe.com
Silber ist der wertvollste Rohstoff, der sich beim Solarrecycling zurückgewinnen lässt.
Das Magdeburger Startup Solar Materials holt mit mechanischen Verfahren Rohstoffe wie Silber und Silizium aus alten PV-Modulen heraus. Dank des geringen Energieaufwands kann das Unternehmen das Recycling auch günstiger anbieten.

Dass gebrauchte Photovoltaikmodule voller wertvoller Stoffe stecken, ist nichts Neues. Das betrifft vor allem Silber. Dennoch findet die Wiedergewinnung des Edelmetalls aus alten Modulen im Rahmen von Solarrecycling bisher kaum statt. Ein Unding, findet Andreas Obst vom Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik (Fraunhofer CSP) aus Halle. Denn der Schatz ist groß. Mehr als 1.700 Tonnen Silber seien über die in Deutschland bereits installierten PV-Module gebunden, zählt er auf. Das entspricht gemessen am derzeitigen Silberpreis von gut 900 Euro je Kilogramm einem Marktwert von 1,6 Milliarden Euro.

Auf Silber hat es auch das Magdeburger Startup Solar Materials abgesehen. Das Unternehmen baut derzeit Kapazitäten für das PV-Recycling auf. Die sortenreine Gewinnung der einzelnen Rohstoffe und insbesondere des Silbers sei der Clou, der das Verfahren wirtschaftlich mache, sagt Fridolin Franke, einer von drei Gründern des sachsen-anhaltinischen Startups.

Obwohl Silber nur 0,07 Prozent der Masse eines Solarmoduls ausmache, stelle es fast 50 Prozent des Materialwerts. „Unser Ziel ist es nicht nur, die gesetzlich vorgeschriebene Recyclingrate von 85 Prozent zu erfüllen, die durch das alleinige Recyceln von Aluminium und Glas erreicht wird“, so Franke. „Wir möchten alle in den Solarmodulen vorhandenen Rohstoffe wieder nutzbar machen.“

Mechanische Recycling-Prozesse

Und dies mit überwiegend mechanischen Schritten, die ein vollautomatisierter Maschinenpark durchführt, und zwar indem er die Module Schicht für Schicht abträgt. „Reverseproduction“ nennt das Wirtschaftsingenieur Franke.

Nach Abtrennung der Anschlussdosen und der Aluminiumrahmen steht am Anfang die mechanische Abtragung des Glases, das Solar Materials als Behälterglas vermarktet. Im Anschluss schabt eine Maschine das anstehende Kunststofflaminat ab. Der nächste Schritt ist das Abschleifen der silberhaltigen Leiterbahnen, das einen Staub liefert, den ein Partnerunternehmen zu Feinsilber aufbereitet. Schließlich steht die Gewinnung des Alt-Siliziums an.

Chemische Prozesse wie die Pyrolyse, die hohe Temperaturen erfordern, bleiben beim Recycling in Magdeburg außen vor. „Wir arbeiten nur im niederthermischen Bereich und haben einen geringen Energiebedarf“, so Franke. Das sorge außerdem für weniger problematische Abgase und mache Genehmigungen einfacher. So rentierten sich auch kleinere Recyclingfabriken mit einer Jahrestonnage von 7.000 bis 15.000 Tonnen. Damit  könne Solar Materials das Recycling auch für Kunden relativ günstig anbieten.

An dem patentierten Verfahren haben die drei Gründer schon während ihrer Zeit an der Universität Braunschweig getüftelt. „Wir waren erstaunt, dass es keine wirtschaftliche Lösung für das Recycling gab“, erzählt Franke, „und haben dann für die einzelnen Prozessschritte die besten und günstigsten Verfahren ausgewählt und kombiniert.“ Der gesamte Prozess läuft hoch automatisiert und mit Industrierobotern ab.

Einfache Fabrikarbeiter braucht das Unternehmen deshalb kaum. Gesucht seien stattdessen Maschinenbauer, IT- und Automatisierungsexperten. Derzeit arbeiten 30 Frauen und Männer für das Unternehmen. Die Zahl der Mitarbeitenden soll bei Solar Materials mittelfristig bis auf 100 anwachsen.

Und der Bedarf ist da. Das betrifft nicht nur Module am Ende ihrer Lebenszeit, deren Aufkommen Jahr für Jahr wächst. „Wir sprechen primär mit Solarparkbesitzern“, so Franke. Denn ein Teil der Module erreiche eben nicht die erwartete Lebensdauer. Folien degradierten mancherorts schon nach 12 bis 14 Jahren, die Delaminierung bedrohe die elektrische Sicherheit. „Es gibt dann auch mal einen 30 Megawatt-Park, wo die Module komplett ausgetauscht werden müssen“, so Franke.

Anfragen kämen neben Deutschland auch aus Indien und Japan. Die erste Auslandsfabrikation wollen die Magdeburger – eine weitere Kapitalrunde vorausgesetzt – in Italien aufbauen.

Autor: Oliver Ristau | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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