Photovoltaik-Zubau in Niedersachsen und Bremen kommt voran

Ein Mensch öffnet einen Karton mit PV-Modulen, der Photovoltaik-Zubau in Niedersachsen im Jahr 2024 belief sich auf rund 1,6 GW.Foto: gabort / stock.adobe.com
Um das Ziel von 65 Gigawatt Solarleistung bis 2035 in Niedersachsen zu erreichen, müssen noch viele Kartons geöffnet werden.
Im abgelaufenen Jahr brachten es Niedersachsen und Bremen gemeinsam auf einen Photovoltaik-Zubau von gut 1.600 Megawatt Nennleistung. Dies hat eine Auswertung des von der Bundesnetzagentur gepflegten Marktstammdatenregisters durch den Verband LEE Niedersachsen-Bremen ergeben.

„Wir haben in Niedersachsen und Bremen den Vorteil, dass der Ausbau der Solarenergie noch nicht so weit fortgeschritten ist“, kommentiert LEE-Vorsitzende Bärbel Heidebroek den Photovoltaik-Zubau. „Das klingt zunächst widersinnig, aber es eröffnet uns die Chance, die Solarenergie systemdienlich in das Energiesystem zu integrieren.Wind- und Solarenergie ergänzen sich häufig. Das bedeutet, dass wir gemeinsame Netzverknüpfungspunkte für die Einspeisung von Wind- und Solarenergie nutzen können, und nicht für jede Erzeugungsart einen eigenen Einspeisepunkt benötigen. Auf diese Weise sparen wir alle Zeit und Geld und beschleunigen die Energiewende.“

Momentan würden Unternehmen für eine konstante Energieabnahme belohnt. Flexibilität auf Anbieter- wie auch auf der Abnehmerseite sei jedoch der Schlüssel der Energiewende. Dabei müsse der Bund Anreize schaffen, um systemdienliches Verhalten bei den Abnehmern zu belohnen. Zur Speicherung von erneuerbar erzeugtem Strom führt Heidebroek aus: „Zurzeit gibt es noch zu wenig Speichermöglichkeiten. Hier scheinen wir auf einem guten Weg zu sein, denn die Preise für Batteriespeichern fallen auf dem Weltmarkt. Ergänzend wünschen wir uns von der Politik Anreize zu schaffen, den Speichermarkt zu vitalisieren und auszubauen.“

Heidebroek weiter: „Was uns mit Blick auf Solarparks stört, ist die Tatsache, dass Privilegierungstatbestände, die die Flächenauswahl für Freiflächen-Photovoltaikanlagen entlang von Autobahnen oder dem Schienennetz privilegieren sehen wir kritisch. Viel wichtiger wäre aus unserer Sicht, sich an den zur Verfügung stehenden Netzanschlüssen zu orientieren, denn sie bilden ein Nadelöhr bei der Energieversorgung. Hier könnte der Gesetzgeber Abhilfe schaffen.“

Photovoltaik-Zubau in Niedersachsen im Jahr 2024

2024 stieg die niedersächsische Solarleistung um rund 1.608 Megawatt an und liegt damit aktuell bei 8.762 Megawatt. Das entspricht einem Photovoltaik-Zubau in Niedersachsen von 18 Prozent innerhalb von 12 Monaten.

Mit 7.335 Megawatt gehören heute die meisten Photovoltaik-Anlagen in Niedersachsen zum Solarsegment „Bauliche Anlagen“, hinter dem sich die Bebauung von Hausdächern, Gebäuden und Fassaden mit Photovoltaik-Modulen verbirgt. Solarparks, sogenannte Freiflächen-Photovoltaikanlagen, kommen auf rund 1.168 Megawatt. Die niedersächsische Landesregierung hatte 2023 beschlossen, mindestens 0,5 Prozent der Landesfläche für PV-Freiflächenanlagen bereitzustellen. Balkonkraftwerke kommen auf 92 Megawatt Leistung. In diesem Segment hat sich der Bestand im Vergleich zu 2023 mit 162 Prozent mehr als verdoppelt..

Um das selbstgesteckte Ziel von 65 Gigawatt Solarleistung bis 2035 in Niedersachsen zu erreichen, müssten man ab heute jährlich rund 5,1 Gigawatt installieren. Derzeit beträgt die installierte Leistung in Niedersachsen etwa 8,8 Gigawatt, was bedeutet, dass bis 2035 noch rund 56 Gigawatt hinzukommen müssen.

Das große Potenzial an Überdachungen von Großparkplätzen blieb weitestgehend ungenutzt. Hier lag die Zubauquote bei 0,76 Megawatt. Die Gesamtfläche aller Supermarktparkplätze in Niedersachsen beträgt Schätzungen des LEE zufolge etwa 1,05 Quadratkilometer. So ließen sich allein hier 100 Megawatt an Solarleistung gewinnen. Erstmalig verzeichnet das Marktstammdatenregister die Installation von Photovoltaikanlagen auf niedersächsischen Gewässern. Ihr Zubau liegt bei zwei Megawatt.

Aktuelle Lage in Bremen

Die Enquetekommission „Klimaschutzstrategie für das Land Bremen“ hat ehrgeizige Ziele für den Solarausbau festgelegt. Bis 2030 will man die Solarleistung auf 500 Megawatt und bis 2038 auf 1000 Megawatt erhöht. Bisher haben die Bürger:innen in Bremen etwa 134 Megawatt an Solarleistung installiert. 2024 verzeichnete Bremen einen Zubau von rund 33 Megawatt Nennleistung. Im Jahr zuvor lag der PV-Ausbau in Bremen bei knapp 30 Megawatt.

Photovoltaikanlagen auf Hausdächern, Gebäuden und Fassaden dominieren den Zubau mit 30 Megawatt installierter Leistung. Die Leistung der Bremer Balkonkraftwerke hat sich laut Marktstammdatenregister mit einem Zubau von 2,6 Megawatt auf 3,7 Megawatt im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdreifacht. Der Bestand an Freiflächen-Solaranlagen ist minimal auf knapp ein Megawatt gestiegen. Eine Nutzung von Gewässern oder die Überbauung von Großparkplätzen fand nicht statt.

Die vom LEE Niedersachsen-Bremen recherchierten Zahlen enthalten alle bis zum 22. Januar 2025 für Niedersachsen und Bremen gemeldeten Solaranlagen. Nachmeldungen und Korrekturen können die Zahlen noch verändern. Die genaue Anzahl der bundes- und landesweit betriebenen Balkonkraftwerke ist unbekannt. Branchenschätzungen zufolge werden höchstens 20 bis 30 Prozent dieser Mini-Anlagen im Anlageregister erfasst.

Quelle: LEE Niedersachsen-Bremen | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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