BSW: Sorgen vor Blackout wegen Photovoltaik unbegründet

Im Bild ein Photovoltaik-Solarpark, Stark Energie verkauft Solarportfolio an Greencells.Foto: Youra Pechkin / stock.adobe.com
Die Photovoltaik stellt nach Ansicht des Bundesverbandes der Solarwirtschaft kein relevantes Risiko für einen Blackout in Europa dar. So verhielten sich Wechselrichter beim Stress im Netz flexibel, erklärte er in Reaktion auf anderslautende Medienberichte. Auch das Solarspitzengesetz trage der Netzstabilität Rechnung.

Nach Einschätzung des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar) ist das Risiko, dass die Photovoltaik zu einer Überlastung der Stromnetze, einer temporären Überforderung beim Bilanz-Ausgleich und in letzter Konsequenz zu einem Blackout führen kann, sehr gering. Diese Einschätzung teile, so der BSW in einer Mitteilung, auch die Wissenschaft.

Anlass der BSW-Stellungnahme sind Medienberichte , die vor einer Überlastung des Stromnetzes an Feiertagen im Frühling und Sommer warnen, wenn ein hohes Solarstromangebot auf eine niedrige Stromnachfrage trifft.

Die Politik habe aber gemeinsam mit der Wirtschaft rechtzeitig Vorsorge und die erforderlichen regulatorischen und technischen Vorkehrungen getroffen, um einen Blackout im Stromsystem zu vermeiden. Dazu habe nicht zuletzt das jüngst verabschiedete Solarspitzen-Gesetz beigetragen.

Auch für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dass ein rechtzeitiger Bilanz-Ausgleich zwischen Stromangebot und Nachfrage nicht gelänge, dürften die Folgen nach Einschätzung von Energie-Experten überschaubar und beherrschbar bleiben. Regulatorische Vorgaben und Normen auf der Ebene der EU und der Nationalstaaten stellten dies sicher.

Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar erklärt: „Nicht korrekt sind Behauptungen, nach denen bei einer Frequenzsteigerung auf über 50,2 Hertz im Stromnetz nur ein unzureichender Notfallmechanismus bei Photovoltaik-Wechselrichtern greift und abrupte Massenabschaltungen von Photovoltaikanlagen sowie ein drastischer Abfall der Netzfrequenz droht.“ Ebenso falsch sei die Aussage, dass es im Anschluss beim Wiederanschalten der Photovoltaikanlagen erneut zu plötzlichen und massiven Frequenzschwankungen kommen könne.

„Wechselrichter verhalten sich systemdienlich“

„Photovoltaikanlagen werden in Deutschland bereits seit 2012 bei Frequenzüberschreitungen nicht einfach abgeschaltet.“ Das sagt auch Bernd Engel, Netzintegrations-Experte am elenia Institut der TU Braunschweig. „Vielmehr wird die Leistung mittels der Wechselrichter, den Steuerungsinstrumenten einer Solaranlage, in Abhängigkeit von der Netzfrequenz stufenlos gedrosselt. Je höher die Frequenz steigt, umso mehr reduziert der Wechselrichter seine Einspeiseleistung.“ Dies stellten die Anwendungsregeln des Verbandes der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik sicher. Diese Anforderungen gelten ohne Ausnahmen für alle Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher.

Zudem galt für alle Photovoltaiksysteme mit einer Leistung über zehn Kilowatt, die vor 2012 in Betrieb gingen, eine Nachrüstungspflicht nach den Vorschriften der Systemstabilitätsverordnung. Das stellte sicher, dass sie nicht mehr bei 50,2 Hertz abschalten, sondern gestuft bei unterschiedlichen Frequenzen. Seit 2018 sei dieses systemdienliche Verhalten in ganz Europa für alle Photovoltaik-Wechselrichter vorgeschrieben und auch zertifizierungspflichtig. Die Umsetzung hatte bis 21.04.2019 in allen EU-Ländern verpflichtend zu erfolgen.

Die Regelungen zur stufenlosen Drosselung von Wechselrichtern bei Frequenzsteigerungen hätten sich in der Vergangenheit auch in der Praxis bewährt. Es habe bereits Situationen im Netz gegeben, in denen die stufenlose Leistungsreduzierung durch die Wechselrichter sehr gut funktioniert und zu einer Stabilisierung der Netzfrequenz geführt habe.

Solaranlagen provozieren keinen „Rebound-Effekt“ beim Wiederhochfahren

Auch das vermeintliche Risiko eines „Rebound-Effekts“ sei in der Praxis ausgeschlossen. Darunter sind Frequenzschwankungen zu verstehen, ausgelöst durch das Wiederhochfahren von Solaranlagen. Denn: Sinke die Frequenz erneut, erhöhten die Solaranlagen ihre Leistung nach demselben Verfahren. Selbst wenn sich einige Wechselrichter vollständig abschalteten, müsse sich das Netz zunächst für mindestens eine Minute in einem stabilen Zustand befinden. Erst dann dürften sich die Wechselrichter swieder zuschalten und mit zehn Prozent Nennleistung pro Minute langsam wieder hochfahren, um eben jeden „Rebound-Effekt“ zu verhindern.

Des Weiteren wirkten auch alle Batteriespeicher vom Heimspeicher bis zum Großspeicher, die ab Mai 2019 installiert wurden, systemstützend sowohl bei Überfrequenzen als auch bei Unterfrequenzen.

Die jüngst beschlossenen Neuregelungen im Solarspitzengesetz haben zudem die Vorgaben zur Steuerung von Solaranlagen nochmals präzisiert. Dadurch trügen sie zu einer Optimierung der Systemintegration erneuerbarer Energien ins Stromnetz bei. Sie reduzierten ferner die Risiken eines Bilanz-Ungleichgewichts. Die Verteilernetzbetreiber sind seitdem in der Pflicht, die Steuerbarkeit von Photovoltaikanlagen in Zukunft regelmäßig zu überprüfen.

Quelle: BSW | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

Schließen