Plusenergie-Siedlung seriell gebaut

Grafik zeigt Siedlung in HolzbauweiseFoto: Zooey Braun / Werner Sobek Design GmbH
Solarpreis für Holzbauweise: das neue Plusenergie-Quartier in Bad Cannstadt.
Für ein neues Wohnquartier in Bad Cannstadt sind die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH (SWSG) und die AH Aktivhaus GmbH mit dem Deutschen Solarpreis ausgezeichnet worden. Die Gebäude mit insgesamt 330 Wohneinheiten entsprechen nicht nur dem KfW-40-Plus-Standard, sondern erzeugen übers Jahr sogar mehr Energie, als sie verbrauchen.

Besonders an dem Plusenergie-Quartier, das die SWSG im Sommer 2024 fertig­ge­stellt hat, ist auch die Bauweise. Denn es handelt sich um ein Beispiel für das serielle Bauen. „Die Autoindustrie hat das vorgemacht“, sagt Architekt Max Mannschreck von der Werner Sobek Design GmbH, der das Projekt geleitet hat. 30 Prozent der Bauzeit würden so eingespart. Dafür würden die in Holzständerbauweise gefertigten Modu­le im Werk seriell produ­ziert und auf der Baustelle miteinander verbunden.

Ein Wohnmodul in 30 Minuten

Nach Angaben der SWSG sind diese Module schon bis zu 95 Prozent werk­seitig vorgefertigt und mit Küchen, Leuch­ten, Steckdosen etc. ausgestattet. So dauere es nur 30 Minuten, um ein bezugsfer­tiges Modul vor Ort aufzustellen und in das Gesamtge­bäu­de einzubinden. Ein fünfstöckiges Ge­bäu­­de stehe innerhalb einer Woche.

Für Mannschreck ist aber auch wesentlich, dass 75 Prozent des Materials gegenüber einem herkömmlichen Bau eingespart worden sein. Und weil die Gebäudeteile so deutlich leichter sind, könne auch die Unterkonstruktion – ein­schließlich Keller und Tiefgarage – filigraner ausfallen. All das sorge für eine große Ressourceneinsparung. „Dieses nicht benötigte Material muss nicht hergestellt, transportiert, montiert und letzt­endlich auch nicht bezahlt wer­den“, so Mannschreck: „Das Gesamtgewicht der Holzgebäude konnte so auf ein Sechstel reduziert werden.“ Und außerdem ermögliche die Bauweise, die Module nach ihrer Nutzungsphase sortenrein zurückzubauen und wiederzuverwenden.

Plusenergie, aber nicht ganz energieautark

Das Energiekonzept umfasst eine Reihe von Technologien. Die Dächer aller Gebäude sind mit insgesamt 660 PVT-Kollektoren belegt, die sowohl über Photovoltaik Strom erzeugen als auch Wärme gewinnen. Sie speisen eine Sole-Wasser-Wärmepumpe. Weitere Wärme­pum­­pen auf den Dächern gewinnen Wärme aus der Abluft. Zusätzlich tragen fassadenintegrierte PV-Module an den Südfassaden und weitere PV-Module auf den Balkondächern zur Energiegewinnung bei. Gemeinsam mit den PVT-Modulen summiert sich dies auf eine Stromleistung von 440 Kilo­watt. Die Versorgung des Quartiers erfolgt so in Kombination mit Batterien nach Aus­sage von Mannschreck na­hezu autark und vollständig regene­rativ.

Autor: Andreas Witt | © Solarthemen Media GmbH

Titelseite der Zeitschrift Energiekommune, Ausgabe 1/25

Dieser Artikel ist original in der Ausgabe 1/2025 der Zeitschrift Energiekommune erschienen. Energiekommune ist der Infodienst für die lokale Energiewende. Er erscheint monatlich. Bestellen Sie jetzt ein kostenloses Probeabonnement mit drei aktuellen Ausgaben!

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