Nach der Bundestagswahl: Wortmeldungen aus der Erneuerbare-Energien-Branche

Im Bild der Bundestag, erneuerbare Energien sollten nach der Bundestagwahl im Fokus stehen.Foto: ArTo / stock.adobe.com
Geht der Ausbau der erneuerbaren Energien so schnell voran, wie in den vergangenen Jahren? Die Branche sieht Anlass, Union und SPD daran zu erinnern, wie wichtig die Energiewende für die Zukunft in Deutschland ist.

Nach der Bundestagswahl haben sich zahlreiche Stimmen zu Wort gemeldet und ihre Forderungen an eine neue Bundesregierung formulieren. Die Verbände und Unternehmen der Erneuerbare-Energien-Branche fürchten, dass der von der Ampel beschleunigte Ausbau der erneuerbaren Energien ins Schleppen geraten könnte. So fordert der Bundesverband Erneuerbare Energie, den Ausbau von Windenergien und Photovoltaik fortzusetzen. „Nun sind Union und SPD gefordert, zügig Sondierungs- und Koalitionsgespräche zu führen und Ergebnisse zu liefern, die die Fortsetzung der Energiewende auf Basis erneuerbarer Energien sowie die Sicherung eines klimaneutralen Standorts garantieren“, sagt BEE-Präsidentin Simone Peter. „Die Entfesselung der fluktuierenden Quellen Wind und Solar muss fortgesetzt und Flexibilität auf allen Ebenen angereizt werden.“

Deutschland habe große Potenziale, den Ausgleich von Wind- und Solarenergie mit gesicherter Leistung aus einem heimischen Backup zu organisieren. Bioenergie, Wasserkraft, Geothermie, grüne Kraft-Wärme-Kopplung und Speicher stünden bereit. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen befähigt werden, Flexibilität vor Ort durch Wärmepumpen, E-Autos, Batterien, Smart Meter und dynamische Tarife zu nutzen. „Die breite Teilhabe an der Energiewende ist unverzichtbar für Akzeptanz und Kosteneffizienz. Auch soziale Sicherung spielt eine wichtige Rolle, die mit bezahlbaren Energiepreisen einhergehen muss“, so Peter.

Strom aus Sonne und Wind konkurrenzlos günstig

Markus Elsässer, Gründer und Geschäftsführer des Messeveranstalters Solar Promotion weist darauf hin, dass Strom aus Sonne und Wind konkurrenzlos günstig ist. Das läge daran, dass die Treibstoffe der Energiewende unbegrenzt und kostenlos verfügbar sind und die Anlagen nach ihrer Errichtung keine volkswirtschaftlich nennenswerten Folgekosten verursachen. „So liegen die Gestehungskosten von Strom auf Photovoltaikanlagen in der freien Fläche derzeit im Bereich von vier bis sieben Cent pro Kilowattstunde. Selbst in Kombination mit Anlagen, die auch in Zeiten von Dunkelflauten, die ich keineswegs verschweigen möchte, eine sichere und umfassende Stromversorgung gewährleisten, bleiben die Kosten unter jenen für Strom aus fossilen oder nuklearen Energieträgern“, so Elsässer. „Es kann also keine ökonomisch sinnvolle Alternative zu Solar- und Windenergie geben. Die in manchen Wahlprogrammen zu lesenden Visionen von ‚technologieoffenen‘ Lösungen werden zwangsläufig an den Gesetzen der Physik als auch an der Wirtschaftlichkeit scheitern.“

Der Photovoltaik-Anbieter 1Komma5° hofft auf eine intelligente Marktregulierung. „Eine Große Koalition unter Merz muss die Kostenwende in der Energiewende entfesseln: Dazu brauchen wir keine neuen Subventionen, sondern eine intelligente Marktregulierung, die die Preisvorteile der Erneuerbaren spürbar macht, Speicher besser nutzt und Netzbetreiber entbürokratisiert. Ein steigender CO₂-Preis und mehr Flexibilität für erneuerbare Energien reichen aus, um den Kipppunkt der Energiewende zu erreichen. Die Politik muss den Markt endlich arbeiten lassen“, so Philipp Schröder, CEO von 1Komma5°.

Nachbesserungen am Erneuerbare-Energien-Gesetz

Erneuerbare Energien aus Biomasse stehen oft hinter Wind und Photovoltaik zurück, das sollte sich nach der Bundestagswahl ändern, wenn es nach der Bioenergiebranche ginge. Das Hauptstadtbüro Bioenergie (HBB) fordert kurzfristige Nachbesserungen am Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), um die Rahmenbedingungen für die Biomasse zu verbessern. „Mit dem im Januar vom Bundestag verabschiedeten Biomassepaket wurden im EEG zwar wichtige Verbesserungen für die Strom- und Wärmeerzeugung aus Biogas und Holzenergie vorgenommen, doch wurden gleichzeitig ambitionierte Anforderungen an den Anlagenbetrieb eingeführt, die für manche Anlagen ohne einen Übergangszeitraum nicht umsetzbar sind oder zum Teil auch über das Ziel hinausschießen“, sagt Sandra Rostek, Leiterin des HBB Hauptstadtbüro Bioenergie (HBB)

Für den Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sollten die Neustrukturierung des Strommarktes, aber auch die Wärmewende und der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft zentrale Anliegen der neuen Bundesregierung sein. Diese Bereiche befinden sich mitten im Prozess und dürfen nicht ins Stocken geraten. „Dafür braucht es eine entschlossene Regierung, praxistaugliche Maßnahmen und ein Ende des Berichts- und Meldepflichtendschungels“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Fest steht: Wir brauchen rasch einen klaren politischen Rahmen, der Ambitionen, Planungssicherheit und Innovationsspielräume vereint.“

Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) hat die fünf zentralen Transformationsfelder Energie, Mobilität, Künstliche Intelligenz, Circular Economy sowie Technische Bildung und Arbeitsmarkt ausgemacht, auf denen jetzt politisches Handeln gefordert sei. „Deutschland braucht jetzt einen Innovationsschub, wenn wir unsere technologische Spitzenposition wiedererlangen wollen“, sagt VDI-Direktor Adrian Willig.

Quelle: BEE, Solar Promotion, 1Komma5°, HBB, BDEW, VDI | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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