Mit PPA Wind- und Solarstrom an den Mittelstand liefern
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Wind- und Solarstrom über bilaterale Stromabkommen (PPA) an den Mittelstand zu verkaufen, kann für kleine bis mittlere Erzeuger in Deutschland ein attraktives Geschäft sein. Das gilt zumindest für Kunden des Frankfurter Energiedienstleisters node.energy GmbH. Denn diese erzielten mit einem PPA zehn bis zwanzig Prozent mehr als mit der normalen Direktvermarktung. Das sagte Gründer und Geschäftsführer Matthias Karger im Gespräch mit den Solarthemen.
Die untere Grenze, um bei node.energy mit einem PPA ins Geschäft zu kommen, sei ein Erzeugungsvolumen von 1.000 Megawattstunden im Jahr. Das entspricht bei Photovoltaikanlagen in etwa einer installierte Leistung von 1,0 Megawatt (MW) und von 500 Kilowatt (kW) im Falle alter Windenergieanlagen, die keine EEG-Vergütung mehr erhalten. „Wir haben auch größere Dachanlagen von Gewerbekunden für PPA im Portfolio“, so Karger. „Perspektivisch wird die Schwelle weiter sinken. Für die Abwicklung gibt es keine untere Grenze. Wichtig ist, dass die Anlagen viertelstundenscharf messen können.“ Entsprechende Messeinrichtungen waren für alle PV-Anlagen ab 100 kW schon in der Vergangenheit obligatorisch und mit dem Smart Meter Rollout werden zunehmend auch viel kleinere Anlagen entsprechend ausgestattet sein.
Als Softwareanbieter für Solar- und Windparkbetreiber betreut node deutschlandweit 14.000 Anlagen in der kaufmännischen Betriebsführung. „Wir bieten den Kunden an, sich für einen PPA-Pool anzumelden und dafür die Daten freizugeben.“ Dann könne node.energy das Angebot mit dem Bedarf mittelständischer Verbraucher „matchen“. Weil die Gesellschaft eigene Bilanzkreise in allen vier Regelzonen bewirtschafte, kann sie Erzeuger und Verbraucher in ganz Deutschland über PPA zusammenbringen. Und immer mehr Kunden machten davon Gebrauch. Mittlerweile würden bei node.energy Betreiber von 108 Anlagen mit zusammen 40 MW PV und 36 MW Wind rund 100 Gigawattstunden über PPA an mittelständische Kunden absetzen. Das sei viermal so viel wie Anfang des vergangenen Jahres.
Komplexität reduzieren
Kunden, die den Wind- und Solarstrom via PPA nutzen, stammten zum Beispiel aus der Metallverarbeitung oder seien Logistikdienstleister. Diese hätten einen Jahresstromverbrauch zwischen 2.000 und 30.000 MWh.
„Wichtig ist, für die Kunden die Komplexität aufzulösen“, sagt Karger – also keine komplizierten Verträge aufzusetzen und mit Fixpreisen zu arbeiten. Deshalb sind die Laufzeiten mit ein bis drei Jahren eher kurz. „Für den deutschen Mittelstand sind PPA noch etwas Neues. Die Unternehmen wollen erst einmal in die PPA reinschnuppern.“ Und insbesondere für Altanlagen und bereits refinanzierte PV-Anlagen sei ein Fixpreis auch kein Problem. Dabei bestehe für Erzeuger die Möglichkeit, vom EEG-Vergütungssystem in die sonstige Direktvermarktung zu wechseln und somit den Strom frei zu verkaufen. Nach dem Ende der PPA könnten sie wieder in die normale Direktvermarktung wechseln, sofern gewünscht.
Bisher sind PPA vor allem eine Angelegenheit zwischen großen Erzeugern und Großabnehmern. Laut der Brüsseler Handels-Plattform Re-Source waren Amazon (7,0 GW), Google (3,3 GW) und Microsoft (2,2 GW) 2024 unter den in Europa ansässigen Unternehmen die größten Verbraucher von PPA-Strom in Europa. Die größten Verkäufer in Deutschland waren Iberdrola, RWE und Engie.
Nach Ansicht der Dena sollte auch der Staat aktiv dazu beitragen, dass PPA immer mehr zu einem Instrument werden, um auch kleinere Industriebetriebe und das Gewerbe mit regenerativem Strom zu versorgen. Häufig scheiterten solche Abschlüsse an einer fehlenden Bankenfinanzierung wegen unzureichender Bonität der kleineren Verbraucher. Staatliche Garantien könnten das ändern.
Die Agora Energiewende sieht in einer breiten Anwendung von PPA ein zentrales Instrument, um künftig eine EU-konforme Förderung erneuerbarer Energien sicherzustellen.
Autor: Oliver Ristau | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH