Photovoltaik-Handwerk: Abgrenzungsleitfaden greift zu kurz

Im neuen Abgrenzungsleitfaden haben der Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) und der Deutsche Handwerkskammertag (DHKT) die DC-seitige Photovoltaik-Installation auf dem Dach handwerksrechtlich dem Dachdeckerhandwerk zugeordnet, wie der Solarserver berichtet Die Institutionen sahen laut dem Bundesverband des Solarhandwerks (BDSH) aufgrund der vermehrt aufgetretenen Schadensfälle bei PV-Installationen und dem Zuwachs von Fachbetrieben ohne qualifiziertes Fachpersonal Handlungsbedarf. Man möchte hier augenscheinlich den Wildwuchs am Markt Einhalt gebieten – eine Haltung, die der BDSH ausdrücklich unterstützt, so der Verband. Dieses sei auch der Antrieb für dessen Gründung im Jahr 2024 gewesen.
Dennoch greift die Zuordnung zum Dachdeckerhandwerk aus Sicht des BDSH zu kurz. Denn eine nachhaltige und qualitativ hochwertige Solarinstallation erfordere mehr als nur eine Qualifikation für die Dachmontage. Der Verband sieht sich darin bestärkt sehen, eine eigene Ausbildung für Solarhandwerker voranzutreiben. Denn bisher fehle bei der Solarinstallation eine berufliche Grundlage „aus einem Guss“, die die unterschiedlichen Gewerke berücksichtigt und zusammenführt. Ziel sei es, mittel- bis langfristig, diese Lücke zu füllen.
Abgrenzungsleitfaden hat für Photovoltaik-Spezialisten keine gravierenden Auswirkungen
Da die ordentlichen Mitglieder des BDSH sind bereits Meisterbetriebe sind, hat der Abgrenzungsleitfaden keine gravierenden Auswirkungen. Zwar sind die Solarinstallationsbetriebe meist im Bereich der Elektrik verortet, doch es werden laut BDSH vermutlich Zusatzqualifikationen ausreichen, um die Anforderungen gemäß Leitfaden zu erfüllen. Basis hierfür ist §5 der Handwerksordnung (HWO). Dieser besagt: „Wer ein Handwerk nach § 1 Abs.1 betreibt, kann hierbei auch andere Arbeiten in anderen Gewerken ausführen, wenn sie mit dem Leistungsangebot seines Gewerbes technisch oder fachlich zusammenhängen oder dieses wirtschaftlich ergänzen.“
Für die Personalentwicklung in den Installationsteams ergeben sich Konsequenzen, an die sich die Betriebe anpassen sollten. Auch sind laut BDSH noch einige Fragen den Abgrenzungsleitfaden betreffend offen.
- Welche unmittelbaren Auswirkungen hat der Leitfaden für die Zusammensetzung der Montageteams?
- Gibt es Bestandsschutz für bereits existierende Unternehmen?
- Welche Übergangsfristen werden einräumt?
- Wann und wie besteht konkreter Handlungsbedarf?
- Welche rechtlichen Verpflichtungen ergaben sich aus dem Leitfaden?
Der BDSH betrachtet den Leitfaden als einen wichtigen und konstruktiven Beitrag, um für mehr Qualität in der Branche zu sorgen. Der Verband grenzt sich uns von denen ab, die ein „Aus“ für viele Handwerksbetriebe befürchten. Alarmismus und Horrorszenarien seien fehl am Platz. Es drohe aber eine Kompetenz-Verzettelung, die vor allem mehr Bürokratie für die Handwerksbetriebe bedeutet.
Quelle: BDSH | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH