Strategisches Positionspapier zur Stärkung der Photovoltaik-Industrie vorgelegt

Die führenden deutschen Solarforschungseinrichtungen, die Fachabteilung „Photovoltaik Produktionsmittel“ des Industrieverbands VDMA und das Produktionsplanungs-Unternehmen RCT Solutions, haben ein gemeinsames Positionspapier zur Stärkung der deutschen und europäischen Photovoltaik-Industrie veröffentlicht. Dieses wird nun an die Parteien übermittelt, die nach der Bundestagswahl im Bundestag vertreten sind. Ziel ist es, die vorgeschlagenen Maßnahmen in die Koalitionsverhandlungen einzubringen. Somit will man die Grundlage für eine widerstandsfähige und wettbewerbsfähige Solarindustrie in Deutschland schaffen.
Während Deutschland in den frühen 2000er Jahren eine führende Rolle in der Solarindustrie einnahm, hat eine gezielte chinesische Industriepolitik – zunächst zur Förderung der Solarfertigung, später auch des Maschinenbaus – dazu geführt, dass deutsche Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette massiv Marktanteile verloren haben. Ferner hat die deutsche Solarindustrie die führende Rolle bei der fortschreitenden Energiewende verloren.
Das muss sich nach Ansicht der Verfasser:innen des Positionspapier ändern. Denn eine starke Industrie in Schlüsselbranchen ist eine wirtschaftliche Chance und stärkt Deutschlands geopolitische Resilienz. Eine wettbewerbsfähige Solarindustrie am Standort Deutschland reduziert strategische Abhängigkeiten und sichert langfristig Innovations- und Wertschöpfungspotenziale. Die internationale Spitzenstellung europäischer Photovoltaik-Forschungseinrichtungen und der innovative Maschinenbau bilden eine exzellente Basis, um die nachhaltige Produktion von Hightech-Photovoltaikprodukten in Deutschland und Europa sicherzustellen.
„Mit dem PV-Pilot-Projekt arbeiten wir gemeinsam mit dem ISC, dem ISFH und dem HZB, RCT Solutions und der VDMA-Fachabteilung Photovoltaik Produktionsmittel an einer Strategie, wie die Solarindustrie in Deutschland durch Forschung & Entwicklung, Pilot-Technologie und Turnkey-Konzepte nachhaltig gestärkt werden kann“, sagt Andreas Bett, Leiter des Fraunhofer Institut für Solar Energiesysteme.
Positionspapier mit drei zentralen Maßnahmen für resiliente Photovoltaik-Industrie
Dabei schlägt das Positionspapier konkrete Maßnahmen vor, um die Photovoltaik-Industrie in Deutschland nachhaltig zu stärken:
Maßnahme 1: Ausbau der Produktion von innovativen Hightech-Produkten in Deutschland / Europa
- Produktionskapazität ausbauen und stärken. Bestehende Produktionsstätten für High-Tech-Produkte erweitern und neue Kapazitäten schaffen. Solche Strukturen sind essenziell, um Effizienz und Innovation in der deutschen und europäischen Solarindustrie zu fördern.
- Förderinstrumente nutzen. Nutzung europäischer Programme wie des Net Zero Industry Act (NZIA) und des Temporary Crisis and Transition Framework (TCTF) zur Unterstützung von Investitionen und strategischer Entwicklung.
Maßnahme 2: Maschinenbau mit Technologie-Know-how international nutzen und vermarkten
- Technologieentwicklung vorantreiben. Stärkung des deutschen Maschinenbaus und der lokalen Industrie, um modernste Produktionstechnologien für den internationalen Wettbewerb zu entwickeln und einzusetzen. Dies beinhaltet auch die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern, um technologische Lösungen auf Augenhöhe zu entwickeln und so den globalen Standard mitzugestalten.
- Geschlossene Wertschöpfungsketten fördern. Aufbau einer robusten Produktionsinfrastruktur, die auf europäischen Ressourcen aufbaut und Abhängigkeiten von außereuropäischen Akteuren wie China reduziert. Gleichzeitig sollte man sicherstellen, dass man Kooperationen mit chinesischen Unternehmen ausgewogen gestaltet.
- Exportförderprogramme nutzen und innovative Produktentwicklung und Demonstrationsumgebungen stärken. Maschinenbauer und Konsortien benötigen praxisnahe Plattformen, um ihre Technologien weiterzuentwickeln und als „European/German-Turnkey“-Lösungen international anzubieten.
Maßnahme 3: Ausbau der Forschungs- und Entwicklungsinfrastruktur für eine innovative Solarindustrie
- Forschung stärken. Der Bund sollte die Forschungsförderung wieder auf das Real-Niveau von 2019/2020 zurückführen. Also mindestens 100 Millionen Euro pro Jahr. Dies ist notwendig, um die Substanz und Innovationsfähigkeit der gesamten Branche – einschließlich der Forschungsinstitute, des Maschinenbaus und anderer Schlüsselakteure – zu sichern.
- Fokussierung der Förderung auf Innovation. Die Weiterentwicklung der kristallinen Siliziumtechnologie, der Perowskit- und anderer Dünnschichttechnologien sowie für Tandemzellen muss intensiv unterstützt werden, um technologische Spitzenpositionen zurückzugewinnen.
„Mit dieser Initiative setzen wir uns sowohl für die deutsche Solarforschung als auch für die Industrie ein – insbesondere für den Maschinenbau, der das Rückgrat der deutschen PV-Wertschöpfung bildet“, sagt Puzant Baliozian, Leiter der VDMA-Fachabteilung Photovoltaik Produktionsmittel.
Quelle: ISC Konstanz | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH