50Hertz: Ausbau der Photovoltaik muss netzdienlich werden

Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz fordert beim künftigen Ausbau der Photovoltaik und anderen erneuerbaren Energien, die Netzdienlichkeit in den Vordergrund zu stellen. Diese Botschaft an die neue Bundesregierung sandte der Vorsitzende der 50Hertz-Geschäftsführung, Stefan Kapferer, anlässlich der Jahrespressekonferenz des Unternehmens.
2024 stammten in den ostdeutschen Flächenländern sowie Berlin und Hamburg – der Regelzone des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz – 73 Prozent des verbrauchten Stroms aus Wind-, Solar- und Biomasseanlagen. „Das ist eine sehr gute Nachricht. Gleichzeitig zeichnet sich aber zunehmend eine Schieflage zu Lasten von Bezahlbarkeit und Systemstabilität ab“, sagte Kapferer. „Daher sollte sich insbesondere der weitere Ausbau der Photovoltaik stärker an realistischen Annahmen zum erwarteten Stromverbrauch, am Ausbau der Stromnetzinfrastruktur und am netzdienlichen Aufbau von Speicherkapazitäten orientieren.“
Kein möglichst hoher Zubau mehr
„Bisher konnten sowohl Solarspitzen als auch Dunkelflauten gut bewältigt werden, ohne dass es Risiken für die Systemstabilität oder die Versorgungssicherheit gab“, sagte er. „Allerdings sind die hohen Preisausschläge nach oben und unten ein deutliches Warnsignal des Strommarktes. Die Rahmenbedingungen bei der Erneuerbaren-Einspeisung und bei regelbaren Kraftwerkskapazitäten müssen schnell angepasst werden.“ Der Bau neuer Kraftwerke müsse deutschlandweit an netzdienlichen Standorten erfolgen, auch in Ostdeutschland. „In der nächsten Legislaturperiode brauchen wir zudem einen Paradigmenwechsel beim weiteren Erneuerbare-Energien-Zubau.“ Das Prinzip „möglichst viel, möglichst schnell und völlig ungesteuert“ sei durch das Prinzip der Netzdienlichkeit zu ersetzen. Denn der bisherige Ansatz zur Förderung der Erneuerbaren belohne eine möglichst hohe Strom-Einspeisung. „Zukünftig sollten gezielte Anreize für einen netzdienlichen Zubau sowie eine netzdienliche Fahrweise geschaffen werden“, forderte Kapferer.
Wie das Unternehmen außerdem mitteilte, war der Stromverbrauch im 50Hertz-Netzgebiet mit 94 Terawattstunden (TWh) aufgrund der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung und der geringen Marktdurchdringung von Elektrofahrzeugen und Wärmepumpen so niedrig wie zuletzt vor 20 Jahren. Windenergie war mit einem Anteil von 44 Prozent der wichtigste Energieträger, die Photovoltaik deckte rund 15 Prozent des Strombedarfs ab und verzeichnete einen sprunghaften Zubau von fast vier Gigawatt installierter Leistung.
Zugleich verursachten sonnenreiche Tage bei gleichzeitig geringem Stromverbrauch zunehmend negative Börsenstrompreise von bis zu minus 13,5 Cent pro Kilowattstunde. Umgekehrt gab es Ende vergangenen Jahres aufgrund fehlender Einspeisung aus Wind- und Solarenergie Tage mit extrem hohen Börsenstrompreisen von fast 94 Cent/kWh, die auf einen Mangel an regelbarer Kraftwerksleistung zurückzuführen seien.
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