Neues Forschungsprojekt für Moor-PV

Photovoltaikmodule aufgeständert in einer überschwemmten Moorfläche - Moor-PV-Anlage in LottorfFoto: Wattmanufactur GmbH & Co. KG
Der Solarpark Lottorf in Schleswig-Holstein ist bislang fast die einzige Referenz für PV auf wiedervernässten Mooren.
7 Millionen Euro hat das Bundesforschungsministerium jetzt für ein Forschungsprojekt zur Machbarkeit von Photovoltaik auf degenerierten Moorböden bei gleichzeitiger Wiedervernässung bewilligt.

Zwar ist die Förderung der sogenannten Moor-PV bereits seit Anfang 2023 laut EEG möglich. Allerdings sind praktische Erfahrungen Mangelware. Unter Expert:innen ist bislang keineswegs sicher, ob, in welchem Maße und mit welchen Technologien die Idee des doppelten Klimaschutzes auf wiedervernässten Moorböden tatsächlich gelingen kann.

Beispielsweise ist unklar, wie das Ständerwerk eines Solarparks ausreichend fest verankert werden kann, wenn der Torfkörper mehrere Meter dick ist, sodass die Fundamente nicht – wie beispielsweise im bislang einzigen deutschen Moor-PV-Projekt in Lottorf – einfach in die darunterliegenden festen Bodenschichten gerammt werden können. Kann es in solchen Fällen technische Anleihen bei der Floating PV geben? Und wenn ja, wie regiert die Moorflora, die für die dauerhafte Regeneration des Torfkörpers sorgen soll, auf Belastung und Verschattung? Wie lässt sich das Baumaterial in der sauren Umgebung eines Moorbodens günstig und umweltschonend vor Korrosion schützen. Wie entwickeln sich Pflanzen- und Tierwelt in einem PV-Park auf wiedervernässtem Moorboden?

Das sind nur einige der vielen Fragen, denen ab sofort das Forschungsprojekt „MoorPower“ nachgehen soll. Dafür erhalten die Universität Greifswald, die Uni Hohenheim zusammen mit dem Johann Heinrich von Thünen-Institut und dem Fraunhofer ISE rund 7 Millionen Euro vom Bund.

Riesiges Potenzial für Moor-PV

Denn das Potenzial der Moor-PV ist riesig. Nach Ansicht der Klimaforschung müssten in Deutschland in den nächsten Jahren jährlich 50.000 Hektar trockengelegter Moorboden wiedervernässt werden, um die Treibhausgasemission aus den im trockenen Zustand verrottenden Torfböden zu stoppen und die desaströse Treibhausgasbilanz dieser Böden möglichst sogar durch neuerliche Torfbildung umzukehren. Aktuell würden allerdings pro Jahr gerade einmal 2.000 Hektar wiedervernässt, berichtete ISE-Forscherin Agnes Wilke in einer Online-Vorlesung Mitte März.

Größtes Hindernis ist dabei die Landwirtschaft, die wiedervernäßte Äcker und Wiesen wenn überhaupt, nur noch extensiv bewirtschaften könnte. Einen vermeintlichen Königsweg für den Zielkonflikt hat die Politik mit den Regelungen zur Moor-PV im EEG 2023 eröffnet. Sie soll Natur- und quasi doppelten Klimaschutz mit lukrativen Einkommenschancen für die Landwirt:innen verknüpfen. Doch bevor dieses Potenzial der Moor-PV in großem Umfang gehoben werden kann, ist zunächst die Forschung gefragt.

Unter anderem soll „MoorPower“ auf sechs Hektar einer bislang landwirtschaftlich genutzten Niedermoorfläche in Mecklenburg-Vorpommern verschiedene Anlagen-Designs mit diversen Aufständerungshöhen, Solarmodultypen und Fundamenten erproben. Jede Variation wird dann in Kombination mit drei unterschiedlichen Wasserständen auf ökologische Fragen hin untersucht.

Autor: Guido Bröer | © Solarthemen Media GmbH

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