BVES zieht durchwachsene Bilanz für Speicher-Markt

Säulendiagramm BVES-Zahlen zum Speicher-Markt im Haushaltssegment.Grafik: 3EC
Nach einem 39-prozentigen Umsatzrückgang bei Wärme- und Stromspeichern für Haushalte von 2023 auf 2024 erwartet der BVES 2025 zumindest mit Wärmespeichern wieder eine leichte Umsatzsteigerung.
Gestern hat der Bundesverband Energiespeicher (BVES) seine aktuelle Marktbilanz vorgestellt. 2024 brachen die Umsätze im Bereich der Speicher für Wohngebäude gegenüber dem besonders starken Vorjahresmarkt um fast 40 Prozent ein. Hingegen entwickelte sich die Nachfrage für Industrie- und Gewerbespeicher ebenso wie für Infrastrukturspeicher weiterhin positiv.

Wie bereits in den Vorjahren hat das Beratungsunternehmen 3Energy Consulting (3EC) die Branchenzahlen für Strom- und Wärmespeicher im Auftrag des BVES erhoben. 3EC-Geschäftsführer Jörg Blaurock beschreibt den 23-prozentigen Umsatzrückgang der Gesamtbranche in Deutschland von 16,1 Milliarden Euro auf 12,5 Milliarden als erstmalige „Konsolidierung“ des Marktes nach mehreren Jahren des Wachstums. Erklärbar sei dies unter anderem dadurch, dass 2023 bedingt durch den Energiepreisanstieg und den Krieg in der Ukraine im Bereich der Haushaltskunden ein Ausnahmejahr gewesen sei. So lagen denn die Umsätze 2024 trotz des starken Rückgangs gegenüber 2023 noch immer rund 700 Millionen Euro über dem Jahr 2022.

Weniger Wärmepumpen – weniger Speicher

Den stärksten Rückgang erlebte die Speicherbranche im privaten Wärmemarkt. Denn der Verkauf von Wärmespeichern hängt hier direkt am Heizungsmarkt – vor allem an der Installation von Wärmepumpen. Da die Zahl der neu installierten Wärmepumpen, Solaranlagen und Biomassekessel nach der Diskussion ums Heizungsgesetz und bei wieder fallenden Energiepreisen 2024 massiv eingebrochen ist, seien in Wohnhäusern natürlich auch keine Wärmespeicher installiert worden, erklärt Blaurock. Dieser Teilmarkt schrumpfte um 45 Prozent auf ein Umsatzvolumen von nur noch 4,0 Milliarden Euro.

Balkonsolar-Speicher als Konkurrenz

Auch bei Stromspeichern sind die Privathaushalte 2024 nicht sehr investitionsfreudig gewesen. Der Umsatz im PV-Heimspeichersegment ging um 27 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro zurück. Die Zahl der verkauften Speicher ist aber nur um rund 11 Prozent zurückgegangen. Der Hintergrund ist zum einen ein starker Preisverfall aufgrund von Lagerbeständen. Zum zweiten sei der Anteil der deutschen – möglicherweise teureren – Marktteilnehmer im Heimspeichermarkt 2024 gefallen, erläuterte Blaurock. Und den dritten Erklärungsansatz beschrieb Urban Windelen, Geschäftsführer des BVES, gestern auf der Pressekonferenz zur Präsentation der Branchenzahlen damit, dass die durchschnittliche Kapazität der installierten Speicher deutlich gesunken sei. Auch wegen der kompakten Speicher, die mit Balkonsolaranlagen von Internethändlern angeboten werden und deren Zahl inzwischen in die Hunderttausende geht. Mit ihnen, so gibt Windelen zu bedenken, sei mit teils wesentlich geringeren Qualitäts- und Sicherheitsstandards „eine gewisse Konkurrenz entstanden“ für klassische, vom Handwerk installierte PV-Heimspeicher.

Für 2025 sieht 3EC aufgrund dieser Tendenzen nochmals einen leichten Rückgang der Umsätze mit PV-Heimspeichern, der sich danach allerdings erholen könne. Denn der Preisverfall sei inzwischen weitgehend gestoppt und vor diesem Hintergrund könne es deutschen Herstellern gelingen, sich mit Verkaufsargumenten wie neuen Energiemanagementsystemen und Cybersicherheit neu aufzustellen und wieder größere Marktanteile zu erringen.

Wachstum bei Gewerbespeichern

Im Vergleich zum Haushalts-Segment lief das Geschäft mit größeren Batteriespeichern für Industrie und Gewerbe wesentlich besser. 23 Prozent Umsatzwachstum ermittelten die Marktanalysten von 3EC hier, was BVES-Vertreter Windelen spürbar erfreut: „Der zukünftig größte Markt für Speicher läuft endlich los.“

Ein Treiber sei hier die zunehmende Umrüstung von Fahrzeugflotten auf E-Mobilität, erläutert er: „Praktisch alle großen Lade-Hubs werden inzwischen mit Speichern gebaut.“ Ohne diese könnten die hohen Ladeleistungen, die oftmals gleichzeitig abgerufen würden, vom Netz kaum zur Verfügung gestellt werden.

Marktforscher Blaurock erwartet denn auch für 2025 ein anhaltendes Markt- und Umsatzwachstum für Speicher in Gewerbe- und Industriebetrieben.

Kein „Speicher-Tsunami“

Und auch im Bereich der Netzinfrastruktur-Speicher, der 2024 ein Viertel zum gesamten Branchenumsatz beitrug, sieht der BVES ein anhaltendes Wachstum von Groß-Batterien. Freilich werde dieses bei weitem nicht so gewaltig ausfallen, wie es mitunter in der Presse zu lesen sei, betont Windelen. Während einige Medien aufgrund der enormen Zahl von Netzanschlussanfragen einen „Speichertsunami“ beschwören, beschreibt Windelen das aktuelle Geschehen einige Größenordnungen kleiner als „Ketchupflascheneffekt“. Der führe aktuell zu einer Überlastung der Netzbetreiber und lasse sich schlecht steuern. Windelen: „Man schüttelt und schüttelt über Jahre, und irgendwann macht es dann halt platsch“.

Den Hintergrund sieht Windelen darin, dass Netzbetreiber und Bundesnetzagentur es jahrelang versäumt hätten, ein geeignetes Verfahren zur Bearbeitung dieser Netzanfragen zu entwickeln und Kapazitäten dafür auszubauen. Den Großbatterie-Projektierern hingegen sei es kaum vorzuwerfen, dass sie möglichst viele Netzanschlussanfragen stellten, um am Ende nach unberechenbar langen Bearbeitungszeiten vielleicht ein einziges Projekt realisieren zu können. Windelen: „Niemand muss Angst haben, dass Deutschland mit Batterien zugepflastert wird.“ Vielmehr würden in den kommenden Jahren wohl nur jeweils zwei bis zweieinhalb Gigawatt an Großspeichern neu gebaut.

Großbatterie direkt am Solarpark

Auf Dauer erwartet Windelen dabei, dass der Trend eher zur „Co-Location“ von Speichern in unmittelbarer Nachbarschaft von Wind- und Solarparks gehen werde. Diesen Weg habe die im Februar beschlossene Energierechtsnovelle mit den flexiblen Netzanschlussvereinbarungen deutlich vereinfacht und vorgezeichnet.

Allerdings gelte für die flexiblen Netzanschlüsse ähnlich wie für die Themen Netzentgelte, Baukostenzuschüsse und Multi-Use von Speichern, dass zwar die gesetzlichen Weichen inzwischen zugunsten des flexiblen Speichereinsatzes gestellt worden seien, doch die noch fehlenden konkreten Festlegungen habe der Gesetzgeber in die Hand der Bundesnetzagentur gelegt. Windelen sieht das mit gemischten Gefühlen: „Die Branche wartet auf Entscheidungen händeringend, um hier endlich weiterarbeiten zu können.“

Autor: Guido Bröer | @ Solarthemen Media GmbH

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