„Grüne“ Wärme auf der Überseeinsel in Bremen

Seit Anfang Dezember 2024 übernimmt das Hamburger Stromhandelsunternehmen CFP Flexpower GmbH die dynamische Strombeschaffung für die „grüne“ Wärmeversorgung auf der Überseeinsel in Bremen. Eine stromgeführte Großwärmepumpe versorgt das Quartier mit Nahwärme und -kälte. Zur Überseeinsel Quartier gehören über 1200 Wohneinheiten. Das städtebauliche Projekt ist Teil des Bremer Quartiers Überseestadt und lässt auf 16 Hektar ein neues Wohn- und Geschäftsviertel entstehen. Dabei verantwortet die Stadt.Energie.Speicher GmbH die Planung, Umsetzung und den Betrieb einer klimafreundlichen Energieversorgung. Das Unternehmen kooperiert mit Flexpower beim Stromeinkauf.
Die Energieversorgung des neuen Viertels soll die Wärme-, Kälte- und E-Mobilitätsversorgung aus Solar- und Windkraft mit dem lokalen Energieverbrauch im Quartier abstimmen und so den Anteil des genutzten PV- und Windstroms erhöhen. Dabei helfen flexible Stromverbraucher wie die stromgeführte Multimegawatt-Flusswasser-Wärmepumpe mit Großwärmespeicher, ein Flüssigeis-Speicher, ein Power-To-Heat-Modul sowie eine Redox-Flow-Batterie. Gemeinsam mit allen weiteren, auch nicht flexiblen Stromverbrauchern, entsteht so eine Leistung von bis zu vier Megawatt.
System für ausreichend Wärme
Ein von Stadt.Energie.Speicher GmbH entwickeltes System erstellt eine Vorhersage für den Wärme- und Kältebedarf im Quartier. Diese vergleicht es mit einer Prognose des Energieangebots aus PV-Strom im Quartier sowie dem erneuerbaren Dargebot aus der öffentlichen Versorgung. Aus diesen Daten entwickelt die selbstlernende Regelung einen optimalen Betriebsplan für die Großwärmepumpen. Diese nutzen Strom genau dann, wenn ausreichend Wind- und Solarenergie zur Verfügung steht, um Wärme zu erzeugen. Die Wärme wird in siebzehn Meter hohen Pufferspeichertanks gespeichert und bedarfsgerecht über das Nahwärmenetz an die Gebäude im Quartier verteilt.
FlexPower spielt bundesweite PV- und Windprognosen sowie Preisprognosen in das System ein und liefert die benötigten Strommengen, die nicht von den quartierseigenen PV-Anlagen geliefert werden, nach Rückmeldung des Systems aus FlexPowers Erneuerbaren-Portfolio sowie flexibel über die Strombörse. In einem ersten Schritt erfolgt die dynamische, preisoptimierte Beschaffung über die Day-Ahead-Auktion. Perspektivisch sieht der Belieferungsvertrag eine dynamischere Beschaffung der Residualmengen über den Intraday-Handel der Spotbörse vor und die Teilnahme am Regelenergie-Markt.
Sobald Erfahrungswerte über das Verbrauchsprofil vorliegen, ist auch eine Erweiterung des Beschaffungskonzepts über Power Purchase Agreements (PPA) vorgesehen. Dabei kann Stadt.Energie.Speicher GmbH über die PPA-Plattform PowerMatch, die von FlexPower betrieben wird, langfristige Abnahmeverträge für Tranchen des eigenen Stromverbrauchs direkt mit Solar- und Windstromproduzenten eingehen. So können sie Fixpreise für einen Teil des Stromverbrauchs der Überseeinsel erhalten. Mit standardisierten PPAs aus PV, Wind und Flexibilitäten wie aus Batteriespeichern liefert PowerMatch die benötigten langfristigen Preissignale und ergänzt somit die Optimierung auf den Kurzfristmärkten.
Chance für Wärmewende?
Tobias Werner, Geschäftsführer von Stadt.Energie.Speicher GmbH, sieht in der Zusammenarbeit eine Chance für eine sozialverträgliche Wärmewende in Deutschland: „Ein hoher Anteil erneuerbarer Energien im Strommix führt zu niedrigeren Börsenstrompreisen. Durch den flexiblen Stromeinkauf an der Börse in Kooperation mit der FlexPower können wir nicht nur Sonnen- und Windenergie effizienter ins System integrieren, sondern auch unseren Kunden reduzierte Wärmepreise bieten.“ Eine bezahlbare Energieversorgung sei entscheidend für die Akzeptanz der Energiewende, so Werner.
Max Amir Dieringer, Geschäftsführer der CFP FlexPower GmbH, sieht in dem Konzept ein Signal an die Branche: „Wenn Stromproduktion und Stromverbrauch dynamischer werden, müssen Belieferungskonzepte nachziehen, um den Stromverbrauch möglichst preisgünstig bedienen zu können.“ Alle dafür notwendigen Elemente von flexiblen und optimierten Verbrauchseinheiten über einen direkten Zugriff auf den Spothandel bis hin zu langfristig fixierbaren Preisen über PPAs seien hier vereint, so Dieringer. Er ergänzt: „So gesehen brechen wir hier die gesamte Energiewende auf ein Quartier herunter.“
Quelle: CFP FlexPower GmbH | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH