Hamburg nutzt bestehende Erdgasleitung für Wasserstoff-Industrie-Netz

Im Bild der Molch, ein Messgerät das prüft, ob die Erdgasleitung für Wasserstoff geeignet ist.Foto: Rosen Group
Ein Molch zur Gasleitungsprüfung: Das Gerät mit hochempfindlichen Sonden hat die Hochdruck-Gasleitung für den Weiterbetrieb mit Wasserstoff geprüft.
Eine bestehende, nicht mehr gebrauchte Erdgasleitung ist vollständig wasserstoffgeeignet und soll in das Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netz HH-WIN integriert werden. Das bedeutet weniger Bauaufwand, rund 18 Millionen Euro Ersparnis und weniger Einschränkungen für den Verkehr.

Nach umfassenden technischen Untersuchungen hat der Netzbetreiber Hamburger Energienetze die ehemalige Hochdruck-Anschlussleitung eines bis 2004 bestehenden HEW-Gaskraftwerks erworben. Der Kaufpreis liegt erheblich unter den Investitionskosten für die ursprünglich zwischen Hausbruch und der niedersächsischen Gemeinde Rosengarten geplante Wasserstoffleitung. „Mit 18 Millionen Euro Ersparnis und einer Reduzierung der Baumaßnahmen zeigen die Hamburger Energienetze verantwortungsvolles Handeln im Sinne der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger“, sagt Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft. Das Umnutzen dieser bestehenden Erdgasleitung sei für alle Beteiligten ein Gewinn und bringt das Wasserstoff-Projekt HH-WIN einen wesentlichen Schritt voran.

Die für HH-WIN gewährte Förderung im Rahmen des Programms Important Projects of Common European Interest (IPCEI) tragen zu 70 Prozent der Bund und zu 30 Prozent das Bundesland Hamburg. Bund und Hansestadt können daher von gesenkten Gesamtkosten profitieren, wenn das Projekt bis zur Fertigstellung seinen Kostenrahmen nicht ausschöpft. Für die Hamburger Energienetze entfallen jetzt rund sieben Kilometer Leitungsbau, die sonst auch ein Waldstück in den Harburger Bergen hätten durchqueren müssen. Lediglich kurze Anschlusstrecken an das Wasserstoff-Fernleitungsnetz auf niedersächsischem Gebiet und von der Stader Straße aus ins HH-WIN-Netzgebiet müssen sie nun ergänzen, damit die bestehende Stahlleitung zum Fernleitungs-Wasserstoffanschluss umgewidmet werden kann.

Stahl der Erdgasleitung für Wasserstoff geeignet

„Die Ergebnisse der ‚Molchung‘ – das ist die umfassende Prüfung der Leitung mit hochsensiblen Sonden – hat uns selbst überrascht“, sagt Michael Dammann, Technischer Geschäftsführer der Hamburger Energienetze. „Der Stahl der Bestandsleitung ist vollständig wasserstoffgeeignet, so dass wir die Leitung mit geringem Instandsetzungsaufwand für den Anschluss von HH-WIN ans Fernleitungsnetz einsetzen können. Das senkt die Investitionskosten und erspart Baumaßnahmen an verkehrssensiblen Orten und im Wald der Harburger Berge.“

Zum sehr guten technischen Zustand der Gas-Hochdruckleitung haben auch Korrosionsschutzmaßnahmen beigetragen. Während die Leitung außer Betrieb war, waren das eine Stickstofffüllung und ein kathodischer Rohrschutz. Dabei erzeugt eine kleine elektrische Spannung auf der Metalloberfläche ein negatives Spannungspotential und verhindert so chemische Reaktionen des Stahls mit Feuchtigkeit und Luft. Die detaillierte Auswertung der Molchungsergebnisse war im Februar in Zusammenarbeit mit einem Ingenieurbüro abgeschlossen worden. In den kommenden Monaten werden Techniker der Hamburger Energienetze die Hochdruckleitung an einzelnen Stellen noch einmal detailliert überprüfen und damit für das spätere Einbinden ins Netz HH-WIN vorbereiten.

Ferner hat die Nutzung der Bestandsleitung auf den avisierten Inbetriebnahme-Termin 2027 für die ersten 40 Kilometer von HH-WIN keinen Einfluss. Denn alle übrigen geplanten Abschnitte werden – wie kürzlich von den Hamburger Energienetzen mitgeteilt – weitergebaut.

Quelle: Hamburger Energienetze | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

Schließen